Zum Frankreich-Tag an der Heine-Universität

In einem Gastbeitrag zum Frankreich-Tag an der HHU beschreibt Andrea von Hülsen-Esch, warum das Nachbarland und seine Sprache in der aktuellen Zeit besonders wichtig sind.

Zum Frankreich-Tag an der Heine-Universität
Foto: Ivo Mayr/HHU

Düsseldorf. Am 19. Juni werden sich französische Hochschulen auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität (HHU) präsentieren: Abiturienten haben dann Gelegenheit, sich mit Studienmöglichkeiten in Frankreich und den Möglichkeiten von Auslandssemestern vertraut zu machen. Außerdem informieren wir über Studienangebote mit Frankreichbezug an der HHU.

Alle Gäste des Frankreich-Tags können erleben, wie sich französische Universitäten in fünf Minuten mit ihren Studien- und Forschungsschwerpunkten präsentieren und mit uns die folgenden Themen diskutieren: Welche Unterschiede gibt es in der deutschen und französischen Wissenschaftskultur? Welchen Platz sollten Deutschland und Frankreich gemeinsam in Europa haben? Welchen Stellenwert hat die französische Sprache heute?

Frankreich gehört für mich als Rheinländerin zu den natürlichen Nachbarn Nordrhein-Westfalens. Schon in meiner Kindheit prägten mich die positiven Vorstellungen von einem französischen „savoir vivre“, von einer Art, genussvoll zu leben, die das Nachbarland höchst attraktiv erscheinen ließen. Als Schülerinnen in einem der ersten Französisch-Leistungskurse NRWs konnten wir noch schwärmerisch einfordern, die Schriften von Simone de Beauvoir, Albert Camus und Jean-Paul Sartre doch, bitte schön, zum Hauptgegenstand des Unterrichts zu machen — und unsere passionierte Lehrerin legte damit in unserem kleinen Kurs Grundlagen für ein Verständnis von unserem Nachbarland, die bis in mein Berufsleben nachhaltig gewirkt haben. Filmabende im Institut français waren eine willkommene Abwechslung zum Unterricht in den Klassenräumen, und die so erworbenen Sprachkenntnisse waren nicht nur Brücke für persönliche Begegnungen, sie haben mir auch den Lebensalltag und die Landeskultur sehr viel näher gebracht.

Das Französische eröffnete mir neue Horizonte: Wie schnell war man, auch schon vor den Zeiten des Thalys, in Paris! Mit Studium und Beruf wuchs das tiefe Verständnis dafür, wie sehr die Geschichte gerade das Rheinland mit Frankreich verwoben hat, wie viel Gemeinsames uns verbindet — und welche Erfahrungen uns trennen. Die Bereitschaft, sich aufeinander einzulassen, gehört zum Wesen nachbarschaftlicher Beziehungen. Die Möglichkeit des vertieften Dialogs ergibt sich am besten bei persönlichen Begegnungen und dem Austausch in den jeweiligen Landessprachen.

Allerdings sinkt die Zahl der Französisch-Lernenden in NRW kontinuierlich: Das kann nicht so bleiben. Der Frankreich-Tag an der Heinrich-Heine-Universität stellt Fragen nach den Gründen dafür, nach dem Status quo des Miteinanders und nach den Perspektiven des deutsch-französischen Zusammengehens in einem stürmischer werdenden Europa. Nicht zuletzt aber wird am 19. Juni der Campus der HHU in ein deutsch-französisches Fest verwandelt, mit französischen kulinarischen Spezialitäten und Musikeinlagen — wir freuen uns auf alle, die mit uns feiern!

hhu.de/ft