Fashion-Häuser an der Danziger Straße: Die Bienenhäuser der Mode

Auszug, Umzug, Einzug — in den Fashion Häusern an der Danziger Straße herrscht Umbruch.

Düsseldorf. Schon lange unterteilt sich das Modejahr nicht mehr in Frühjahr-/Sommer- und Herbst-/Winter-Saison. Saison ist rund ums Jahr. Dafür wird ohne große Pausen Mode geordert. Auch in den beiden Düsseldorfer Fashion-Häusern, in denen in den letzten Jahren viel in Bewegung geraten ist. Da wurden im doppelten Wortsinne Wände versetzt, ein neuer Boden bereitet und der Eingangsbereich in ein helleres Licht getaucht.

Es herrscht emsige Geschäftigkeit sowohl im Management als auch in den wabenförmigen Modulen der rund 250 Show-Rooms auf rund 50 000 Quadratmetern. Das war auch notwendig. Die Bienenhäuser der Mode waren in die Jahre gekommen, drohten zu Old-Fashion-Häusern zu werden.

Grund waren teils unfreiwillige Auszüge infolge von Insolvenzen der gebeutelten Mode-Branche, auch Umzüge innerhalb der beiden Häuser DFH 1 und DFH 2. Vor allem aber das Abwandern potentieller Mieter und Mode-Anbieter in modernere Umfelder, wie die von Gerry Weber errichteten Hallen 29 und 30 in der Nachbarschaft, ließ sie zeitweise ausbluten.

Dabei war die Idee der Fashion Häuser in den rührigen 70er-Jahren, als die Igedo, dazumal die größte der Modemesse der Welt, aus allen Nähten zu platzen drohte, eine logische Ergänzung zu den Hallen, für die es damals sogar Wartelisten gab. Der damalige Eigner der Privatveranstaltung Igedo, Manfred Kronen, hatte früh- und rechtzeitig erkannt, dass der Trend weg zum ganzjährigen Mode-Business ging.

So entstand 1978 das erste Fashion-House, zehn Jahre später das zweite. Sie liefen lange Jahre gut. Doch das Geschäft mit der Mode lebt von der Beständigkeit des Wechsels. Rund um die Messehallen schossen Showrooms wie Pilze aus dem Boden, manche unsichtbar in Form von - ebenso illegalem wie lukrativen Umwandlungen von Wohnraum.

Das führte zur Irritationen in der Stadt und in der Messe. Gemeinsame Interessen wurden mit oft einsamen Entscheidungen verfolgt. Man verfranste sich in Fragen des Mit-, Neben- oder Gegeneinanders. Erst spät, manche meinen zu spät, einigte man sich notgedrungen auf friedliche Koexistenz.

Nach Manfred Kronens Rückzug aus dem Unternehmen Igedo wurden die Häuser 2007 an Goldmann Sachs verkauft. Seit Ende 2011 hält die Berliner Acrest Property Group, eine Tochtergesellschaft von Cerberus Capital Management, eine Mehrheitsbeteiligung.

Erst vor wenigen Wochen gab es noch einmal einen Führungswechsel. Ronald Thaute (57) soll für eine neue Strategie stehen. Der 57-jährige Diplom-Betriebswirt bringt Erfahrung aus dem Handel und der Leitung von Shopping Malls mit.

Steilmann, einst Europas größtes Textilunternehmen, hat sich gerade auf 1000 Quadratmetern neu eingerichtet. Für jüngere, trag- und bezahlbare Mode stehen Anbieter wie Apanage oder Kapalua.

Das neue Management gibt sich den Titel „Traditions-Showroom-Center“. Im DFH 2 konzentrieren sich künftig die Adressen für reine Ordertägigkeit. Mieter sind „gepflegte Fachhandelsmarken“. Im DFH setzt man auf eine neue, ProntoModa genannte Thematik, hochwertige Mode mit kurzen Lieferfristen. Hier kaufen Kaufhäuser ein.

Auch hauseigene Messen wie Early Strick, Supersize für große Größen, Season’s First und Follow up sollen Leben in die Häuser bringen. An normalen Tagen wirken sie jedoch immer noch wenig verschlafen und verstaubt.

Das Restaurant „Intervallo“ öffnet nur während Messetagen, an den Wänden hinter den ewigen Ficus-Benjaminus-Kübeln hängen Mitte Juni immer noch die Programme vom 1. Halbjahr.

Doch vielleicht wirkt ein neues „Date“. Das ist die Abkürzung für eine Orderplattform namens „Düsseldorf Accessories Total Emotions“, die Ende Juli startet und im Fashion House noch wachsen will.