Grundschule Kaiserswerth Fehlstart für „Elterntaxi-Zone“
An der Grundschule Kaiserswerth gab’s das übliche Bild. Zu viele Eltern bringen ihr Kind per Auto.
Düsseldorf. Mit der neuen Hol- und Bringzone für so genannte Elterntaxis sollte die allmorgendliche Verkehrssituation vor der Gemeinschaftsgrundschule an der Fliednerstraße eigentlich entspannt werden. Eigentlich. Jedoch: Die drei Parkplätze am Kaiserswerther Markt, die ab sofort für diese Zone vorgesehen sind, waren zugeparkt. Und so bogen wieder viele Autos in die Fliednerstraße ein und hielten in der Feuerwehrbewegungszone vor der Schule, um ihre Kinder zu verabschieden.
Einige blieben dort auch länger stehen und brachten ihre Kinder zu Fuß die 10 Meter lange Rampe bis zum Schulhof hoch. Daniel Hallgrimson zum Beispiel sagt, er habe die Hol- und Bringzone gar nicht gesehen. „Da vorne am Kaiserswerther Markt kann man nirgendwo halten.“ Er wohnt in Kaiserswerth, seine Tochter geht in die dritte Klasse. Dass sie alleine zur Schule geht, visiere er ab der vierten Klasse an. Wenn sie ein Handy hat.
Die Problematik der Elterntaxis ist in vielen Städten aufgegriffen worden, auch in Düsseldorf. Da immer mehr Eltern ihre Kinder bis vor die Schule fahren, ergeben sich dadurch oft chaotische, manchmal gefährliche Situationen. Mit einem Elternbrief hatte die Grundschule in Kaiserswerth die Eltern über die neue Hol- und Bringzone informiert. Sollte sie Erfolg haben, das kündigte das Amt für Verkehrsmanagement an, könnte sie als Modell für weitere Schulen im Stadtgebiet dienen.
Wie „Der Spiegel“ kürzlich berichtete, wird in Hannover vor einer Grundschule ab sofort die Straße für Autos gesperrt — nur noch Lehrer kommen durch bis zur Schule. Studien hätten zudem ergeben, dass 60 Prozent der Kinder, die zur Schule gefahren werden, einen Schulweg von weniger als 800 Metern hätten.
Sylvia Seiter vom Ordnungsamt und ihr Kollege haben derweil einiges zu tun. Sie schreibt schon mal die Autos in der Hol- und Bringzone auf, die offenbar nicht zu Eltern gehören, die ihre Kinder gerade zur Schule bringen. Grundsätzlich gilt auch: Eltern sollen ihre Kinder dort zwischen 7 und 8.30 Uhr nur kurz rauslassen, nicht noch bis zur Schule begleiten. Von der Haltezone aus können die Kinder die Gasse Auf dem Hohen Wall bis zur Schule nehmen — dort ist auch kein Verkehr.
In der Feuerwehrbewegungszone auf der Fliednerstraße lässt auch Michael Bock seine Tochter rausspringen, er selber steigt nicht aus. „Wir waren heute etwas spät dran, man kann auch oben am Dreieck Klemensplatz halten. Vorm Reformhaus, zum Beispiel“, sagt er. Er wohne auch nur zwei Kilometer entfernt, das seien zehn Minuten mit dem Fahrrad. Seine Tochter ist jetzt in der vierten Klasse, bald soll sie auch alleine fahren dürfen.
Sylvia Seiter kommt nun mit dem Polizisten und Bezirksbeamten Klaus Luberichs die Fliednerstraße hinauf gelaufen, um die dort haltenden und parkenden Eltern darauf aufmerksam zu machen, dass sie das nicht dürfen. Das mache sie übrigens sehr regelmäßig, genau wie das Knöllchenverteilen, wenn Autos dort zu lange stehen. Geändert habe das noch nicht viel. Eine Mutter, die gerade zu ihrem Auto zurückkommt, schimpft auf Seiters Hinweis hin, sie möge doch bitte woanders halten: „Ja, wie sollen wir das denn mit den Kindern machen?“ Sie braust davon. Ein Mercedes fährt vor, parkt leicht schräg im Halteverbot, Vater und Tochter steigen aus und gehen an Sylvia Seiter vorbei. „Entschuldigung, was machen Sie?“, ruft die dem Vater etwas ungläubig hinterher. „Bitte fahren Sie hier weg. Sie müssen das Kind nicht noch ins Klassenzimmer bringen“, sagt sie.
„Das alte Kaiserswerth ist einfach nicht für den Verkehr des 21. Jahrhunderts geeignet“, sagt Polizist Klaus Luberichs. Oft staue es sich in der schmalen Fliednerstraße, Kinderwagen passten nicht mehr über den schmalen, zugeparkten Gehweg, die Situation werde gerade für die kleinen Verkehrsteilnehmer, die alleine kommen, unübersichtlich und gefährlich.
Vor dem Schulhof stehen auch die Väter Ulrich Bortz und Christian Langer und unterhalten sich. Sie haben ihre Kinder, die in die zweite und dritte Klasse gehen, mit dem Fahrrad und zu Fuß gebracht. „Ich persönlich genieße die Zeit mit meinem Kind am Morgen“, sagt Christian Langer. Er lässt sein Kind grundsätzlich auch alleine zur Schule gehen. Für die Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bis vor die Schule bringen, hat er kein Verständnis. „Warum setzen die die Kleinen nicht am Klemensplatz ab und lassen sie die paar Meter alleine gehen?“
Die Stadt spricht unterdessen von einem recht ruhigen Morgen. Dass die Hol- und Bringzone zugeparkt war, sei bedauerlich und eine Ordnungswidrigkeit. Man habe über die Presse und die eigenen Informationskanäle angekündigt, dass dort eine Zone eingerichtet wird. Die Schilder würden darüber schließlich auch informieren.