Feuerwehr-Schutzkleidung: Der Stoff, der vor Flammen schützt

Aus elf Teilen besteht die Schutzkleidung von Feuerwehrmann Kai Lütkenhaus. Verzichten will er im Ernstfall auf keines davon.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Die Werkbank in der Garage steht in Brand. Hellgelb bis sattrot schlagen die Flammen in den Raum. Kai Lütkenhaus und Günther Schlemmer nähern sich langsam mit dem dicken Schlauch, wagen sich in den Raum vor, versuchen, dem Brand Herr zu werden. Doch die Chancen scheinen schlecht. Immer wieder leuchtet es aus verschiedenen Ecken hell auf.

Während die beiden Feuerwehrmänner drinnen gegen die Flammen kämpfen, steht ihr Kollege Dominik Bernschneider draußen auf dem Gelände der Feuerwehrschule an der Frankfurter Straße in Garath und macht ihnen das Leben schwer. Die Brandsimulationsanlage lässt sich per Knopfdruck steuern. Noch ein bisschen mehr Feuer in der Garagenecke? Noch ein paar Flammen auf der Werkbank? Oder eine Feuerwalze an der Decke gefällig? Lütkenhaus und Schlemmer sind erfahrene Feuerwehrmänner und lassen sich die Spielchen gefallen.

Als Kai Lütkenhaus kurze Zeit später vor dem Gebäude seinen Helm abnimmt, tropft ihm der Schweiß von der Nasenspitze. „Deshalb müssen wir viel trinken“, sagt er halb scherzhaft, halb ernst. Der Helm ist noch warm und lässt erahnen, wovor er den Feuerwehrmann wenigen Minuten zuvor noch geschützt hat. So ein Feuer wie das in der Übungsgarage kann den Raum schon mal auf mehr als 600 Grad aufheizen. Zwischen Mensch und Hitze steht dann nur noch die Schutzkleidung. Diese ist Kernthema der Fachmesse A+A, die heute auf dem Messegelände beginnt und die sich mit persönlichem Schutz, betrieblicher Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit befasst.

Nachdem er einen kurzen Moment durchatmen konnte, zeigt Lütkenhaus seine Ausrüstung. Die Kleidung besteht aus elf Teilen. Von unten nach oben zählt er auf: Ein Paar Stiefel, eine Unterschutzhose, darüber die Hupf-Überhose, ein T-Shirt, die Hupf-Überjacke, eine Flammschutzhaube, das den Nacken schützende Hollandtuch, ein Paar Brandschutzhandschuhe, ein Helm, die Atemschutzmaske und das Atemschutz-Gerät. Verzichtbar ist keines der Teile.

Hupf, das bedeutet „Herstellungs- und Prüfungsbeschreibung für eine universelle Feuerschutzbekleidung“. Der Zweck von Überjacke und -hose ist offensichtlich: Feuer vom Körper fernhalten. Doch auch das, was sich darunter verbirgt, ist im Einsatz von großer Bedeutung. Unterschutzhose und T-Shirt oder Pullover unter der Jacke sollen den Schweiß aufsaugen. Hollandtuch und Flammenschutzhaube sollen dafür sorgen, dass möglichst kein Stück Haut unter der dicken Jacke und Hose frei liegt.

„Bei solchen Temperaturen kann es passieren, dass Flammen und Wasserdampf durch die Schutzkleidung hindurch meinen Schweiß zum Kochen bringen“, sagt der Feuerwehrmann. Wichtig sei bei der Unterkleidung, dass sie aus Baumwolle besteht. „Synthetische Materialien können im Einsatz schmelzen.“ Gerade der Wasserdampf sei hier ein entscheidender Punkt. Ein Liter Wasser ergibt knapp 1700 Liter Wasserdampf. Geben die Feuerwehrleute beim Löschen also zu viel Wasser, gefährden sie sich damit auch selbst.

Denn die Hitze durchdringt auch die beste Schutzkleidung — die Frage ist eher: Wie schnell. „Wenn man die Hitze auf der Haut spürt, ist es fast schon zu spät“, sagt Lütkenhaus. Man trage daher die Kleidung tendenziell eher zu groß — so könne man beim Anziehen Luft unter der Jacke einschließen. Wird es richtig heiß, könne man die Luft durch Klopfen unter der Kleidung verteilen und so für ein wenig Abkühlung sorgen. Hektik sei also ein Feind beim Anlegen der Ausrüstung — trotzdem brauchen die Feuerwehrleute im Ernstfall gerade einmal 90 Sekunden, um in die Schutzkleidung zu steigen. Routine ist also entscheidend. Und die können sich die Einsatzkräfte bei den Übungen auf dem Schulungsgelände antrainieren.