Straßenmagazin So macht sich Fifty-Fifty über Lars Eidinger lustig

Düsseldorf · Der Schauspieler posierte zu Werbezwecken vor Obdachlosen. Jetzt widmet ihm Düsseldorfs Straßenmagazin eine Gegenaktion.

 Fifty-Fifty-Mann Andrè mit der „Lars-Tasche“.

Fifty-Fifty-Mann Andrè mit der „Lars-Tasche“.

Foto: Nicole Gehring

Mit „einem Augenzwinkern“ habe man laut Fifty-Fifty-Gründer Hubert Ostendorf auf die umstrittene Foto-Aktion von Lars Eidinger vor einem Obdachlosenlager reagieren wollen. Und das ist aus unserer Sicht so pointiert gelungen, das der Text dazu von Arno Gehring hier nahezu im Wortlaut folgt:

Wussten Sie, dass der Verkauf von Obdachlosenzeitungen wie Fifty-Fifty vor Aldi-Filialen verboten ist? Wusste der berühmte deutsche Schauspieler, Regisseur, Künstler und sogar DJ (eigene Beschreibung) Lars Eidinger wohl auch nicht. Wie auch? Er verkauft keine Obdachlosenzeitungen. Er ist ein Star. Einer wie Lars verkauft nur ganz coole Sachen. Eine Luxustasche im original Aldi-Look hat der „berühmte Schauspieler, Künstler, Regisseur und sogar DJ“ entworfen. Aus „mineralisch gegerbtem Rindsleder“. Würden reichlich Fifty-Fifty-Zeitungen reinpassen, kostet aber leider schlappe 550 Euro. Fällt also eher flach für den Verkauf von Straßenzeitungen. Aber weil DJ Lars Obdachlosigkeit anscheinend irgendwie krass schick findet, hat er sich samt 550-Euro-Beutel vor ein nächtliches Obdachlosenlager postiert, Fotos schießen lassen und die, ganz Marketingprofi, ins Netz gestellt. „Ich lebe in dem Widerspruch, dass ich privilegiert bin und jeden Tag auf dem Weg durch die Stadt Menschen in Not sehe. Ich bin nicht der Einzige, der in diesem Widerspruch lebt“, sagt er dazu.

Stimmt, geht den vielen Obdachlosen doch ähnlich. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie in Not sind und jeden Tag auf dem Weg durch die Stadt Menschen sehen, die privilegiert sind. Und wenn dann der „berühmte Schauspieler usw.“ nachts bei klirrender Kälte samt 550-Euro-Beutel auf dem Weg dazu einer Nobelnotunterkunft an ihren Schlafsäcken vorbeischleicht und schnell noch ein Selfie macht, dann werden sie bestimmt denken: „Schau an, unser Lars hat’s aber auch richtig nötig.“

Okay, wir wollen hier jetzt nicht den Moralapostel spielen. Wir wollen das tun, wofür Fifty-Fifty steht. Wir wollen helfen. Zum Beispiel, wenn DJ Lars seine sauteure Tasche mal wieder komplett mit sauteurem Rotwein versaut hat. Dann sagen wir: „Lass stecken, Lars, wir haben da was für dich!“ Und natürlich für alle Menschen, die tragbare Designerbeutel zum flockigen Preis zu schätzen wissen und dabei noch helfen wollen. Unsere vegane MehrRespektTrageTasche „Lars“. 100 Prozent Baumwolle, reine Bodenhaltung. Kein Rind musste dafür sterben. Inspiriert wurden wir bei unserem Entwurf vom zeitlosen Design eines anderen Discounters, dem berühmten Lidl-Logo. Die Auflage ist limitiert. Die Tasche kostet nur fünf Euro. Obdachlose bekommen sie umsonst. Sonderpreis für berühmte Schauspieler und Dj’s: 551,55 Euro. Der Erlös geht an Housing first.