Verkehr Polizeipräsident: Konkurrenzverhalten auf den Straßen ist kritisch
Düsseldorf · Mahnende Worte zur Unfallstatistik. Zahl der Verkehrstoten ist 2019 leicht angestiegen.
Es war eine Szene, die auch erfahrene Polizeibeamte erschütterte. Während am 31. Juli vergangenen Jahres ein 16 Jahre alter Motorradfahrer um sein Leben kämpfte, wollte eine Autofahrerin auf der Brüsseler Straße mit allen Mitteln erreichen, dass die Sperrung aufgehoben wird, weil sie einen wichtigen Termin hatte. Am Ende kassierte die rabiate 50-Jährige mehrere Strafanzeigen, der Jugendliche erlag wenige Tage später seinen Verletzungen. Er war einer der acht Verkehrstoten, die in der Unfallstatistik für 2019 geführt werden. Das ist ein Opfer mehr als im Vorjahr und für Polizeipräsident Norbert Wesseler ein Anlass, klare Worte zu finden, was sich ändern muss: „Das Konkurrenzverhalten auf den Straßen ist kritisch.“ Insbesondere monierte er, dass Auto- und Radfahrer immer noch nicht gleichberechtigt sind. Trotzdem ging die Zahl der Unfälle mit Radlern sogar zurück – obwohl nach den Messungen der Stadt immer mehr Düsseldorfer in die Pedale treten.
Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr leicht auf 30 574 angestiegen. Dabei blieb es in fast 92 Prozent der Fälle bei Sachschäden. Insgesamt 3036 Personen wurden verletzt, ebenfalls ein leichter Anstieg. Entgegen dem Landestrend hat auch die Zahl der Verkehrstoten leicht zugenommen. Acht Menschen kamen ums Leben, sechs Fußgänger und zwei Motorradfahrer. Vier der Opfer waren Senioren.
Erfreulich sei, dass unter den Verkehrstoten keine Kinder waren. So sank die Zahl der Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren, von 175 auf 142. Auch bei den Schulwegunfällen gab es einen deutlichen Rückgang von 66 auf 46. Jürgen Lankes, der Leiter der Verkehrsdirektion, führt das unter anderem darauf zurück, dass die Bezirksbeamten zusammen mit den Schulen die Gefahrenstellen optimieren.
Erstaunlich ist die Entwicklung bei den Fahrradunfällen. Obwohl immer mehr Düsseldorfer umsteigen, sank die Zahl der Unfälle mit Rädern und Pedelecs auf 923, ebenso die Zahl der Verletzten auf 782. Lankes führt das unter anderem auf die verbesserte Infrastruktur zurück: „Auch unsere Präventionsmaßnahmen haben sich wohl positiv ausgewirkt, so dass immer mehr Radfahrer sich einen Helm aufsetzen.“
Mit einem neuen Phänomen muss sich die Polizei seit Juli vergangenen Jahres auseinandersetzen. Seitdem sorgen die E-Scooter für jede Menge Arbeit. Die Polizei schätzt, dass rund 4000 Roller im Stadtgebiet unterwegs sind. „Die werden vor allem für Fun-Fahrten eingesetzt und weniger, um von A nach B zu kommen“, so Norbert Wesseler. Für viele endete der Spaß allerdings damit, dass sie ihren Führerschein abgeben mussten. In rund 150 Fällen mussten E-Scooter-Fahrer zur Blutprobe, weil sie Alkohol getrunken oder Drogen genommen hatten. 78 Unfälle mit E-Rollern tauchen in der Statistik auf. Dabei wurden acht Personen schwer und 40 leicht verletzt.
Die Unfallschwerpunkte
haben sich kaum verändert
Kaum verändert haben sich im vergangenen Jahr die Unfallschwerpunkte. Am häufigsten krachte es auf dem Mörsenbroicher Ei, wo die Polizei zu 149 Unfällen gerufen wurde. Auf den nächsten Plätzen folgen der Nordstern (139 Unfälle), der Worringer Platz (128 Unfälle), der Nordfriedhof (124 Unfälle) und die Kreuzung Südring/ Vöklinger Straße (102 Unfälle).
Für ganz besondere Einsätze sorgen Hochzeitsgesellschaften. 13 Mal musste die Polizei im vergangenen Jahr eingreifen, weil Hochzeits-Korsos den Verkehr lahm legten, davon in neun Fällen auf der Autobahn. Das werde konsequent geahndet. Gegen 19 Teilnehmer wurden Strafanzeigen erstattet. Drei Fahrzeuge wurden sogar sichergestellt. Außerdem gab es zahlreiche Platzverweise.