Finissage der großen Glashütten-Ausstellung
Festakt im alten Bahnhof für Otfried Reichmann und die Familie von Bülow.
Düsseldorf. Der Förderkreis Industriepfad unter Niklaus Fritschi, Thomas Boller und Peter Henkel bemüht sich, die einst blühende Industrie aus Gerresheim in Erinnerung zu halten. Dazu gehören das kleine Museum im Ringofen wie die Ausstellungen im Alten Bahnhof Gerresheim. Damit derlei Aktivitäten nicht museal bleiben, werden immer wieder Freunde und Förderer, Einheimische und Zugereiste angesprochen.
Zur Finissage der großen Glashütten-Ausstellung anlässlich des 150-jährigen Firmenjubiläums verliehen sie die Ehrenmitgliedschaft an Waltraud von Seidel, geborene von Bülow, sowie an Otfried Reichmann.
Reichmann ist so etwas wie die Allzweckwaffe der Glashütte. Der Elektrotechniker, Jahrgang 1936, hatte 32 Jahre als Projektleiter für Elektrotechnik und Verfahrenstechnik in der Hütte gearbeitet und gilt als ehrenamtlicher Dokumentarist, Texter, Archivar und Führer durch die Werkssiedlung.
Für sein unerschöpfliches Wissen hätte er schon längst eine Auszeichnung verdient. Er sammelt, was das Zeug hält, und hat auch die Personengeschichte der Hütte mit den Heyes und von Bülows druckreif in seinem Kopf parat. Bei der Laudatio von Gaby und Peter Schulenberg nannte man ihn ein „Glashütten-Lexikon auf zwei Beinen.“
Die zweite Preisträgerin, Waltraud von Seidel, geborene von Bülow, ist hingegen kaum bekannt. Und sie blieb es auch am Sonntag, weil sich die alte Dame aus gesundheitlichen Gründen von ihrer Familie vertreten ließ. Die Auszeichnung nahm Enkelin Charlotte (14) entgegen. Erst im Mai lernte Förderkreis-Vorsitzender Fritschi sie persönlich kennen.
Er erzählte in seiner Laudatio von der ersten Begegnung: Eine elegante, ältere Dame habe die Ausstellung besucht, und es stellte sich heraus, dass er „urplötzlich der Urenkelin des Firmengründers Ferdinand Heye“ gegenüberstand.
Was ihn bewog, ihr die Ehrenmitgliedschaft des Förderkreises zu verleihen, schilderte er so: Diese Frau habe die Geschichte der Hütte und der ehemaligen Hötter nicht einfach zu den Akten gelegt. Sie sei oft in den alten Bahnhof gekommen. Und sie habe noch immer ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. Die Institutionen Ferdinandheim, Heyeschule und die evangelische Kirche wurden einst von Ferdinand Heye begründet.