Firmen gehen so selbstbewusst wie selten ins neue Jahr

Die Unternehmen sind branchenübergreifendso optimistisch wie lange nicht. Von der Stadt wünschen sie sich erneut eine Senkung der Gewerbesteuer.

Düsseldorf. Die Stimmung ist bestens in der Düsseldorfer Wirtschaft. „Einige Institute sprechen schon von goldenen Jahren, die auf uns zukommen“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann.

Unter den mehr als 1100 Gästen dürften beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer heute Abend folglich viele gut gelaunte Unternehmer sein.

Aber wie robust ist der Aufschwung? In den vorigen drei Jahren gab’s eine emotionale Achterbahnfahrt, dem Spätsommer 2007 folgte ein beispielloser Absturz, und für den Sommer 2009 sagten die Wirtschaftsexperten von Arbeitsagentur und IHK Entlassungen in großem Stil voraus. Glücklicherweise irrten sie.

Siepmann weiß, dass für die Landeshauptstadt insgesamt die wirtschaftliche Talfahrt ungewohnt war. Meist rettet der breite Branchenmix den Gesamteindruck und Düsseldorf steht besser da als andere.

Die Rezession war nun jedoch umfassend, die exportorientierte Wirtschaft — Beispiel Sprinterwerk — ging in die Knie. „Wer sonst so auf der Sonnenseite steht, musste nun auch den Schatten hinnehmen.“

Jetzt aber ist der IHK-Manager sicher: „Dieser Aufschwung ist robust. Es wäre sonderbar, wenn wir nicht in dem Wachstumspfad blieben.“

Zu Beginn dieser Bewegung wurden und werden Investitionen nachgeholt und Lager gefüllt, die so genannte Kreditklemme löst sich und Konditionen werden besser. „Mit der Ertragslage bessert sich die Bonität, damit fällt eine weitere Bremse im Aufschwung weg.“

All dies führte bei der jüngsten Konjunkturbefragung der Kammer zu einem seltenen Bild: „Branchenübergreifend stehen die Indikatoren auf Grün“, freut sich Siepmann.

Ob Industrie, Bauwirtschaft, Groß- und Einzelhandel oder die produktionsnahen Dienstleister: Stets waren es mindestens an die 80 Prozent und meist weit mehr der Befragten, die ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend bezeichneten.

Die gute Entwicklung hemmen können nun andere Faktoren. Rohstoffe oder Vorprodukte werden teurer oder sind schwer zu bekommen. „Wir sind fleißig wie die Bienen, aber die Rohstoffzufuhr ist zäh wie Honig“, hat ein Unternehmer, der auf Chips für Elektro-Produkte angewiesen ist, an die IHK geschrieben.

Der Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung im Düsseldorfer Umland — von dort kamen stets viele Azubis in die Landeshauptstadt — setzt die hiesige Wirtschaft unter Handlungsdruck.

Siepmann sieht zwei Möglichkeiten, Vorsorge zu treffen: Zum einen ist er mit der Wehrbereichsverwaltung in Kontakt, um nach der Aussetzung der Wehrpflicht die Zahl zusätzlicher potenzieller Auszubildender herauszubekommen.

Zum anderen rücken 2013 durch die Einführung des Turbo-Abis zwei Jahrgänge auf einmal auf den Ausbildungsmarkt. „Diese Chance müssen wir nutzen“, meint Siepmann und kann sich vorstellen, hierfür die in der Krise gegründete „Taskforce für Arbeit“ aus Kammern, Arbeitsagentur, DGB und Unternehmerschaft zu mobilisieren.

Mit dem Rathaus ist die Wirtschaft zufrieden. Dass städtische Rücklagen in der Krise eine Steuererhöhung überflüssig machten, lobt der IHK-Manager ausdrücklich. „Man darf aber nicht vergessen, dass es die vielen guten Unternehmen sind, die für die hohen Gewerbesteuereinnahmen sorgen“, meint Siepmann.

Es sei deswegen nun erneut an der Zeit, der Wirtschaft etwas zurückzugeben. „Die Gewerbesteuer sollte wieder gesenkt werden.“ Diese Düsseldorfer Tradition des neuen Jahrtausends war mit dem Aufkommen der Krise zunächst ausgesetzt worden.