Flüchtlings-Demo vor Traglufthalle

Menschen wollen nach Monaten raus aus dem Zelt an der Koblenzer Straße in Garath. Situation eskaliert wegen der Hitze.

Düsseldorf. Am Dienstagnachmittag versammeln sich dutzende Bewohner der Traglufthalle in Garath vor ihrer Unterkunft. Sie halten schwarz-rot-goldene Fahnen hoch, Schilder mit der Aufschrift „Danke Deutschland“. Aber sie wollen vor allem auf ihre Nöte aufmerksam machen. Zum Teil seit Monaten hausen die Flüchtlinge in dem Riesenzelt, in kleinen Verschlägen, die allerdings nach oben offen sind. Der Lärmpegel bei insgesamt 270 Bewohnern — darunter viele, viele Kinder — ist enorm. Und jetzt stieg auch noch die Temperatur im Innern auf über 36 Grad an.

Foto: Melanie Zanin

Die Hitze war der Tropfen, der das Fass für die Bewohner zum Überlaufen und sie auf die Straße brachte. „Letzte Woche musste die Polizei kommen, weil es einen Streit gab — die Menschen werden aggressiv in der Enge“, sagt Syrer Hikmat Alshami. „Gestern wurde ein Krankenwagen gerufen, weil in der Hitze der Kreislauf eines Babys weggesackt ist.“

Flüchtlings-Demo vor Traglufthalle
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Er wohnt seit sechs Monaten in der Traglufthalle an der Koblenzer Straße. Neben ihm steht eine Frau mit ihrem vier Monate alten Sohn auf dem Arm. Das Kind ist hier zur Welt gekommen — kennen gelernt hat es als Zuhause bisher nur das laute Zelt. „Ich habe ständig Kopfschmerzen, kann nicht länger als drei Stunden schlafen“, klagt auch Abdulkarim Majbour aus Syrien. Dass Menschen unter solchen Bedingungen dauerhaft leben, kann doch nicht richtig sein, findet Alshami: „Wir sind doch alle nach Deutschland gekommen, weil wir glauben, dass es ein sehr humanes Land ist. . .“

Bei der Demo vor Ort ist auch die SPD-Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus, die sich die Bedingungen in der Halle selbst anschaute. „Im hinteren Teil sind locker 40 Grad“, sagt sie, findet aber zudem: „Hier fehlt die Privatsphäre. Es ist einfach Stress.“ Auch Hildegard Düsing-Krems von „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ meint: „Zelte sind die schlechteste Unterbringungsform.“ Aber bis Herbst, wenn die Traglufthalle aufgegeben werden soll, gebe es wohl keine Alternative. „Die Stadt bemüht sich ja wirklich“, ist sie sicher.

Das betont auch Michael Bergmann vom Amt für Kommunikation: „Wir arbeiten bereits an einer Lösung.“ Vertreter des Flüchtlingsbüros und des Amtes für soziale Sicherung und Integration seien sofort nach Garath gefahren. Dort war bereits im April auf der Südseite eine Solarprotektorfolie angebracht worden — diese soll jetzt auch auf der anderen Seite bis Ende nächster Woche montiert werden. Zudem habe die Betreiberfirma der Halle, Paranet, ein System getestet, das die Luft um acht Grad herunterkühlt. Es könne wohl in der 21. Kalenderwoche — also in rund zwei Wochen — eingebaut werden. Zur Überbrückung sollten mobile Kühlaggregate aufgestellt werden.

Bergmann versteht die Not der Bewohner im Zelt, das noch bis Oktober stehen soll. „Das Problem ist, dass wir die Modulbauanlagen erst bauen müssen.“ Immerhin: An der Duderstädter Straße in Hellerhof wird am kommenden Mittwoch die elfte Anlage eröffnet. „Dort werden dann sicher auch die ersten Menschen aus der Traglufthalle einziehen können“, verspricht Bergmann.