Ausflugstipp Ein schöner Tag in... Benrath
Düsseldorf · Hohe Staatsgäste wurden im Schloss empfangen. Aber es ist nicht der einzige architektonische Höhepunkt im Stadtteil. Und Seele baumeln lassen geht auch gut.
Wenn der Benrather davon spricht, dass er ins Dorf geht, meint er die Hauptstraße, eine Fußgängerzone mit Geschäften, einen kleinen Markt und Restaurants. Wer in Benrath ankommt, hat oft das Gefühl, zwar nicht auf dem Dorf, aber zumindest ganz weit draußen zu sein. Das liegt vor allem am Schloss Benrath mit seiner ausgedehnten Parkanlage, die als Denkmal und Naturschutzgebiet geschützt wird. Die Gesamtkomposition lässt manchen Besucher an Versailles denken. Nicht von ungefähr: Der Architekt Nicolas de Pigage entwarf 1755 ein Maison de plaisance nach französischem Vorbild. Dabei bilden Architektur und Gartenanlagen eine Einheit, da sich die runden und eckigen Formen der Anlage im Schloss fortsetzen.
Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach, der den Bau des Lust- und Jagdschlosses in Auftrag gegeben hatte, nutzte seine Sommerresidenz nur ein einziges Mal. 1777 wurde er Kurfürst von Bayern, Düsseldorf verlor dadurch für ihn schlagartig an Wert. Das Schloss gelangte in Besitz der französischen Regierungstruppen und der preußische Kaiserfamilie, bevor es die Gemeinde Benrath 1911 erwarb. Durch die Eingemeindung gehört das Schloss und die Parkanlage der Stadt Düsseldorf.
Die Landeshauptstadt nutzte die repräsentative Kulisse des Schlosses von 1955 bis 1989 für Staatsempfänge. Kaiser, Könige und Staatspräsidenten waren zu Gast, darunter der letzte Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie I., der persische Schah Reza Pahlavi und Queen Elisabeth II. Die Ära der Staatsbesuche endete mit Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin.
Heute zieht der Schlosspark bei schönem Wetter zahlreiche Ausflügler an und das „Dorf“ Bewohner. Das Gesicht des Stadtteils im Süden wird sich in den kommenden Jahren stark verändern: mehrere Baugebiete sind ausgewiesen, zahlreiche neue Wohnungen sollen in Benrath entstehen. Nur die Schlossanlage bleibt ein Ort, der seit Jahrhunderten unberührt wirkt und zu jeder Jahreszeit neu entdeckt werden kann.
1. Das Schloss: Das Hauptgebäude, das Corps de Logis, bildet den architektonischen Höhepunkt des Schlosses. In den repräsentativen Räumen im Erdgeschoss befindet sich der beeindruckende Kuppelsaal und eine umfangreiche Möbelsammlung aus dem 18. Jahrhundert. In der Führung „Verborgene Räume“ können die Besucher geheime Gänge zwischen den Schlafzimmern des Kurfürsten und seiner Frau erkunden, die als erstes Anzeichen von Privatheit gelten. In den beiden Flügeln rechts und links des Corps de Logis sind zwei weitere Museen untergebracht: das Museum für Europäische Gartenkunst zeigt den Besuchern die einzigartige Gartenkunstgeschichte Europas und im Naturkundemuseum sind unter anderem Tierplastiken von Josef Pallenberg ausgestellt.
2. Der Schlosspark: Der riesige Park, der sich hinter dem Schloss erstreckt, fasziniert sowohl Besucher als auch Einheimische. Der geometrisch angelegte Jagdpark wird von einem sternförmigen Wegenetz durchzogen, das immer wieder überraschende Blicke auf das Schloss freigibt und Orientierung bietet. Innerhalb des Wegenetzes sind Haine angelegt, in denen man sich in Wäldern fernab der Großstadt wähnt. Auf den historischen Wegen kann man den Parterregarten vor der Orangerie, das Hippodrom oder den Spiegelweiher entdecken oder im ehemaligen Privatgarten des Kurfürsten seltene Bäume wie einen Mammutbaum, einen Gingko oder einen Judasblattbaum suchen. Wer eine Pause braucht, kehrt im Schlosscafé ein, das im Sommer seine herrliche Terrasse öffnet, oder setzt sich mit einem Eis auf eine der vielen Bänke am Schlossweiher.
3. Die Rheinpromenade: Im Südwesten des Parks liegt der sogenannte Rheinkopf. Von hier sind es nur ein paar Schritte zum Benrather Schlossufer. Von oben hat man einen schönen Ausblick auf den Rheinbogen in Richtung Reisholz. Flussaufwärts liegt die Urdenbacher Kämpe. Mit 316 Hektar Fläche ist die Kämpe das größte Naturschutzgebiet Düsseldorfs. Wer nicht bis in die Kämpe laufen möchte, kann am Rhein verweilen, am besten direkt am Ufer, wo man den Schiffen nachschauen kann oder Steine ins Wasser flitschen lässt.
4. Das Rathaus: Walter Furthmann errichtete für die ehemals selbstständige Gemeinde Benrath 1906 ein Gebäude im Weserrenaissanace-Stil. Der Architekt hatte bereits das Hildener Rathaus entworfen und wurde zum Hausarchitekten der Firma Henkel. Die Benrodestraße wurde erst mit der Eingemeindung nach den Namensgebern von Benrath, den „Herren von Benrode“, benannt. Denn in Düsseldorf gab es bereits eine Gartenstraße. Sehenswert sind die Straßen rund um das Benrather Rathaus mit der weitgehend erhaltenden Jugendstilbebauung, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen.
5. Wallfahrtsort St. Cäcilia: In der katholischen Pfarrkirche wird das sogenannte „Gnadenbild der Schwarzen Muttergottes von Benrath“ aufbewahrt. In der Muttergottes-Kapelle steht eine Kopie der Marienstatue von Einsiedeln in der Schweiz, die Pfalzgraf Philipp Wilhelm und seine Frau Elisabeth Amalie Magdalene 1677 nach Benrath brachten. Der Legende nach hatten sie die Benrather Bevölkerung von einer Marienerscheinung und einem nicht erklärbaren Gesang erzählen hören. Noch heute wird die Schwarze Mutter Gottes Anfang Oktober mit einer Wallfahrtswoche geehrt.