Düsseldorf-Derendorf Friseurmeister Axel Ziehe: „Wir sind keine Starfigaros“

Axel Ziehe (70) arbeitet seit 41 Jahren als Friseurmeister. Manche Kunden kommen in dritter Generation.

Tochter Ramona Ziehe, Frau Marion Ziehe, Mitarbeiterin Claudia Ferges und Friseur Axel Ziehe (v.l.) in ihrem Salon.

Tochter Ramona Ziehe, Frau Marion Ziehe, Mitarbeiterin Claudia Ferges und Friseur Axel Ziehe (v.l.) in ihrem Salon.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ein altes, rotes Sofa steht vor Kopf im Salon, dahinter schläft ganz friedlich ein schokobrauner Labrador, den das Dröhnen der Föhne so gar nicht zu stören scheint. Gutgelaunt sind die Frisöre im Gespräch mit ihren Kunden — dieser Salon hat Atmosphäre.

Seit 41 Jahren arbeitet Frisörmeister Axel Ziehe (70) in diesen Räumen, vor 35 Jahren hat er das Geschäft von seinem Vorgänger übernommen. „Wir sind kein Coiffeur mit topmodernem Interieur und auch keine Starfigaros, sondern Frisöre und Handwerker“, stellt Ehefrau Marion freundlich klar.

16 Frisierplätze hat der Salon Ziehe an der Münsterstraße, die drei Töchter haben alle ihren Meister gemacht und arbeiten fleißig mit, neun weitere Mitarbeiter und die 17 Jahre jüngere Ehefrau Marion ebenfalls. „Das ist ein toller Beruf“, sagt Axel Ziehe ohne Zögern.

„Ich habe die verschiedensten Menschen mit unterschiedlichsten Lebensgeschichten hier sitzen“, berichtet er. „Als Frisör erfährt man ja eine Menge, weil die meisten Kunden gerne reden“, fügt er lächelnd hinzu. Auch für Oberbürgermeister Thomas Geisel gelte das: „Ein ganz feiner und freundlicher Mensch“, sagt Ziehe über seinen prominenten Kunden.

Wer einmal bei Ziehe landet, der bleibt, das gilt offensichtlich für Mitarbeiter wie Kunden: „Wir haben viele Kunden, die kommen mittlerweile in dritter Generation zu uns“, freut sich Ziehe und stellt Claudia vor, seine Mitarbeiterin, die schon 32 Jahre dabei ist.

Klassische Nassrasur, Wasserwelle und Einlegefrisur — auch heute gibt es noch viele Kunden, die diese Trends vergangener Tage schätzen. Trude Gerling (87) kommt zum Beispiel seit fast 40 Jahren jeden Freitag zum Waschen und Eindrehen und alle acht Wochen zur Dauerwelle: „Ich komme gerne, es ist sehr herzlich und entspannt hier“, sagt sie. „Ich erinnere mich noch an die Zeit, als es hier noch Einzelkabinen gab, da war alles voneinander abgetrennt und man bekam gar nicht viel mit“, berichtet sie. „Das ist heute viel schöner, so offen.“

Walburga Hampel ist schon 93 Jahre alt und wird von ihrer Tochter Ilona Adelhoch (66) begleitet. Während die alte Dame ihre Haare nach der Wäsche eingelegt bekommt, bevorzugt ihre Tochter eine Föhnfrisur. „Zur Zeit sind glatte Föhnfrisuren der Trend. Die Frisur muss aussehen, als ob die Haare von alleine so liegen“, sagt Axel Ziehe. Dabei stecke oft viel Arbeit dahinter, bis es so aussehe.

Auch in der Haarmode lasse sich das Rad jedoch nicht neu erfinden: „Irgendwann sind auch Dauerwelle und hochtoupierte Haare wieder ganz aktuell“, sagt Ziehe. Während viele ältere Kunden auf Wasserwelle stehen, ist bei den jungen weiblichen Kunden Strähnentechnik angesagt. „Die jungen Damen kommen zu uns, weil wir uns einen Namen mit Haarverdichtung und -verlängerung gemacht haben“, berichtet Ramona Ziehe (31).

Und da junge Leute oft nicht so viel Geld zur Verfügung haben, gibt es bei Ziehe den so genannten Quickie. „Das ist eine Haarsträhne, die kostet 23 Euro, hält etwa acht Wochen und mit drei bis vier Quickies sieht das Haar lang und dicht aus“, erklärt Ramona Ziehe.

„Eine Reihe von Kunden bevorzugt eine Haarumformung, weil die Frisur dann einfach besser hält“, fügt sie hinzu. Haarumformung? „Ja, früher sagte man Dauerwelle dazu“, klärt Ramona auf. Unter neuem Namen kommt die gute, alte Dauerwelle also doch schon wieder langsam in Mode.