Düsseldorf Fünf Anzeigen wegen Erpressung: Security-Firma streitet mit Verdi
Die Firma I.S.O., die im Auftrag der Rheinbahn arbeitet, sieht sich als Opfer illegaler Machenschaften. Die betroffenen Mitarbeiter und die Gewerkschaft halten dagegen.
Düsseldorf. Dass im Sicherheitsgewerbe mit harten Bandagen gekämpft wird, ist unter Insidern allgemein bekannt. Wie hart es dort zugeht, dass offenbart sich jetzt exemplarisch in einem aktuellen Fall, der wohl schon bald auch die Gerichte beschäftigen dürfte. Auf der einen Seite ist von Erpressung die Rede — auf der anderen Seite von einer Firma, die Mitarbeiterrechte mit Füßen trete.
Es geht um das Unternehmen I.S.O.-Security GmbH, das im Auftrag der Rheinbahn u.a. für Sicherheit in U-Bahnhöfen sorgt. In einer Pressemitteilung teilte jetzt die Firma mit, man habe „Strafanzeige gegen mehrere Personen, unter anderem wegen versuchter gemeinschaftlicher Erpressung zum Nachteil des Unternehmens erstattet“.
Nach Informationen der WZ handelt es sich um insgesamt fünf Anzeigen, vier richten sich gegen eigene Mitarbeiter — die fünfte gegen einen Mitarbeiter der Gewerkschaft Verdi. Der heißt Özay Tarim und ging Mittwoch seinerseits in die Offensive und bat die Presse in die Verdi-Zentrale in Oberbilk, um die eigene Sicht der Dinge darzulegen.
Und die geht in Kurzform so: Unterstützt von der Gewerkschaft Verdi haben einige Mitarbeiter des Unternehmens Anfang des Jahres den Versuch gestartet, einen Betriebsrat zu gründen — einen solchen gab es bis dato nicht. Bernd Roll, Chef von I.S.O. Security mit seinen gut 60 Mitarbeitern, soll versucht haben, diese Gründung zu verhindern. Und weil er das nicht schaffte, soll er später drei Betriebsratsmitgliedern große Summen Geld für den Fall angeboten haben, dass sie die Firma freiwillig verlassen.
Aus der Sicht von Bernd Roll stellt sich das ganz anders dar. In der Pressemitteilung heißt es: „In der Anzeige wird den Beschuldigten vorgeworfen, mehr als 200 000 Euro von dem Unternehmen gefordert zu haben, damit sie ihr Amt als Betriebsräte niederlegen und die Firma verlassen. Würden sie kein Geld erhalten, würden sie das Unternehmen mit Verfahren überziehen und es wirtschaftlich ruinieren.“ Gemeint ist damit, dass die Betriebsräte Kraft ihres Amtes die Abläufe im Unternehmen so stark behindern könnten, dass es „handlungsunfähig“ würde.
Unstrittig ist, dass es Gespräche gab, bei denen einzelne Mitarbeiter und Roll über Abfindungssummen gesprochen haben. Aus Sicht von Rolls Anwalt Torsten Timm zeigt dies die unlauteren Absichten der Betriebsräte: „Das eigene Amt zu disponieren gegen Geld — das geht gar nicht.“
Aus Sicht der Mitarbeiter hat man diese Gespräche geführt, weil man klar signalisiert bekommen habe, dass ein Betriebsrat unerwünscht sei. Es sei großer psychischer Druck ausgeübt worden, so dass man sich schließlich darauf eingelassen habe, über Aufhebungsverträge zu sprechen — zumal auch zugesagt worden sei, Roll werde beim Suchen einer anderen Arbeitsstelle behilflich sein. Auch der Name eines anderen Sicherheitsunternehmens sei dabei konkret genannt worden.
Es steht also Aussage gegen Aussage. Wer recht hat, werden Gerichte entscheiden.
Verdi begründet sein Engagement derweil so: „Uns ist das Thema so wichtig, weil die Versuche von Unternehmen, Betriebsräte zu verhindern oder einzuschränken, immer öfter vorkommen“, sagt Geschäftsführerin Stephanie Peifer. Sie spricht von einer „Mahnung an Arbeitgeber, dass wir so etwas nicht dulden“.