Fortuna Düsseldorf Für Fortunas Fans ist kein Auswärtsspiel zu weit

Bislang gab es für die Fans auswärts noch nicht viel Grund zu jubeln: Das Torverhältnis liegt bei 6:20. Und doch nehmen die Mitreisenden sich Urlaub, arbeiten vor, um auch bei den Freitagsspielen dabeisein zu können.

Fortuna-Fans jubeln nicht nur zu Hause in der Arena, sondern folgen ihrem Verein nach Bremen genauso wie nach München.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Nur noch 90 Minuten trennen Fortuna Düsseldorf und ihre Fans von der Winterpause. Zum Kehraus eines denkwürdigen Jahres mit dem Aufstieg in die Fußball-Bundesliga samt Meistertitel in der 2. Liga sowie den starken Auftritten gegen die Top-Teams Bayern München (3:3) und Borussia Dortmund (2:1) geht es für das Team von Trainer Friedhelm Funkel am Samstag (15.30 Uhr) zu Hannover 96.

Mit einem Sieg oder einem Unentschieden beim direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt könnten die Düsseldorfer die Hinrunde auf einem Nicht-Abstiegsplatz beenden. Für jeden Fortuna-Fan sicherlich ein Traum, gerade für diejenigen, die den Klub regelmäßig zu den Auswärtsspielen begleiten. Denn abgesehen von den Partien in Leipzig (1:1), Stuttgart (0:0) und München gab es für sie in der Fremde bislang wenig zu jubeln. Die Bilanz: sieben Spiele, drei Unentschieden und vier Niederlagen sowie ein Torverhältnis von 6:20. Macht in der Auswärtstabelle Rang 17.

Dennoch lassen sich die Anhänger davon nicht unterkriegen und nehmen mitunter mehrere hundert Kilometer Fahrtstrecke auf sich (siehe Grafik), um ihren Herzensklub zu unterstützen. Auch im fast 300 Kilometer entfernten Hannover werden laut Vereinsangaben rund 2500 Fortunen im Stadion sein.

Fan Peter Noth hat fast alle Auswärts-Stadien gesehen

Einer von ihnen ist Peter Noth. Für den 56-Jährigen haben Auswärtsspiele ein ganz besonderes Flair: „Man lernt neue Leute und eine neue Stadt kennen.“ Seit mehr als zehn Jahren begleitet er die Fortuna regelmäßig in die Fremde. „Ich habe mir damals vorgenommen, jedes Stadion in Deutschland, wo die Fortuna spielt, von innen zu sehen. Bis auf Heidenheim und Sandhausen ist mir das auch bisher gelungen“, sagt er. Meistens fahre er mit dem Zug zu den jeweiligen Partien. So auch am Samstag, wenn seine Reise bereits morgens um 6.27 Uhr am Hauptbahnhof beginnt.

Die Grafik zeigt die jeweiligen Fahrtstrecken zu den 17 weiteren Bundesliga-Standorten.

Foto: Christian Lewandwoski

 Das mache er meistens so, um vor dem  Spiel noch genügend Zeit zu haben, sich die fremde Stadt einmal genauer anzusehen oder sich mit Bekannten zu treffen. In Hannover trifft er sich zum Beispiel mit einem alten Kumpel, der seit einigen Jahren in der niedersächsischen Landeshauptstadt wohnt und auch leidenschaftlicher Fortuna-Fan ist. Zusammen mit einigen weiteren Bekannten geht es dann später ins Stadion.

Viele von ihnen dürften froh sein, dass die Partie an einem Samstag stattfindet, erspart es doch einiges an Planungsstress. Gerade Spiele unter der Woche seien unter den Anhängern äußerst unbeliebt, wie Ralf Gröter, 1. Vorsitzender des Fan-Dachverbands Supporters Club Düsseldorf, erklärt: „Vor allem die Vielfahrer, die wirklich zu jedem Spiel mitfahren, würden am liebsten immer samstags um 15.30 Uhr spielen, dann wäre nur der Samstag geblockt. Alles andere bedeutet immer ein bisschen Stress.“ Die Arbeit oder andere Verpflichtungen lassen dann beispielsweise ein Freitagsspiel so zu einer Herausforderung werden. „Die Fans nehmen wirklich viel auf sich, um dabei sein zu können“, sagt Gröter. „Ich habe gehört, dass manche extra Urlaub nehmen, andere arbeiten die Zeit heraus, um früher von der Arbeit gehen zu können.“

Auch Peter Noth, der bei der Radstation am Hauptbahnhof arbeitet, nutzt meistens seine Urlaubstage, um seine Mannschaft auswärts unterstützen zu können. Einzig die Partie in Frankfurt (1:7) verpasste er bisher. „Dafür war ich in München live vor Ort. Das war ein Spiel, davon werde ich noch in fünf Jahren träumen – und ich war wirklich dabei.“

Das können Dieter Neumann und seine Frau Marlies nicht behaupten. Das Ehepaar musste das spektakuläre 3:3 von zu Hause miterleben. „Meine Frau betreibt eine eigene Schwimmschule und da müssen wir immer schauen, wer sie an den jeweiligen Tagen im Schwimmbad vertreten kann“, erklärt der 67-Jährige. In Hannover sind die beiden aber dabei. Ähnlich wie Peter Noth nutzen sie die Auswärtsfahrten, um neben dem Spiel etwas Kultur mitzunehmen. „Wir fahren meistens frühzeitig los, und wenn es die Zeit erlaubt, schauen wir uns auch mal die Sehenswürdigkeiten in den jeweiligen Städten an.“ Auch in Hannover waren die Neumanns schon einige Male zu Gast. An die Spiele erinnert sich Dieter Neumann allerdings nicht gerne: Im Mai 2013 stieg die Fortuna nach einem 0:3 gegen Hannover 96 aus der Bundesliga ab und Ende Oktober 2016 setzte es in der 2. Runde des DFB-Pokals eine krachende 1:6-Niederlage.

Kein Wunder also, dass er sich für die Begegnung am Samstag vor allem keine Niederlage wünscht. „Ein Unentschieden wäre schon gut, zumal die 96er alles geben werden.“

Doch selbst wenn es wieder eine Pleite geben sollte, werden sie auch beim nächsten Mal wieder dabei sein. Egal, wie weit die Anreise auch ist. „Solange die Fans sehen, dass die Mannschaft alles gibt, wird das auch honoriert“, sagt Neumann und fügt hinzu: „Fortuna-Fans sind in dieser Hinsicht ja sowieso leidgeprüft.“