Düsseldorf Gegendenkmal für den Reeser Platz

Der Geschichtsverein schlägt vor, das an der Tonhalle darbende Werk von Jupp Rübsam dem 39er-Krieger-Denkmal gegenüber zu stellen.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Das eine 39er-Denkmal steht unter Denkmalschutz und in seinem ganzen kriegsverherrlichenden Protz feist am Reeser Platz; das andere fristet ein unscheinbares Schicksal an der Tonhalle: als vermoostes Fragment, regelmäßig vermüllt und von den allermeisten Konzertgängern weithin übersehen. Dabei ist Ersteres ein von den Nationalsozialisten im Juli 1939 errichtetes Denkmal für die Gefallenen des Füsilier-Regiments 39 im Ersten Weltkrieg. Während Letzteres der Düsseldorfer Künstler Jupp Rübsam 1928 im humanistischen Geist für dieselben Gefallenen geschaffen hat, Titel: „Innere Festigung“. Der Düsseldorfer Geschichtsverein will die beiden ungleichen Denkmäler jetzt räumlich gegenüberstellen — am Reeser Platz. „Das Rübsam-Denkmal soll aus seiner Vermoosung befreit und mit Blick auf das 39er-Denkmal aufgestellt werden“, sagt Professor Volker Ackermann, der Vorsitzende.

Foto: Judith Michaelis

Der Historiker befeuert mit dieser Idee die seit Jahren geführte Debatte um ein Anti-Denkmal am Reeser Platz. Ackermann sieht in einer direkten Gegenüberstellung eine anregende Spannung zwischen dem revanchistisch-militaristischen Geist des einen und dem kameradschaftlich-helfenden des anderen (ursprünglich lagen bei Rübsam zwei Soldaten nebeneinander, einer legt tröstend seine Hand auf die des verwundeten Kameraden). Rübsams pathosarmes Werk war bei den Nazis gleich verpönt, es wurde bereits Ende der 20er-Jahre geschändet und dann nach der Machtergreifung 1933 rasch abmontiert. 1978 platzierte die Stadt das Fragment als „Mahnung gegen Terror und Intoleranz“ in der Nähe des Haupteingangs der Tonhalle.

Foto: Judith Michaelis

Nun also will auch Peter Rübsam, der Bildhauer-Sohn von Jupp, das Denkmal des Vaters zum Reeser Platz holen: „Der Standort an der Tonhalle ist ungeeignet“, sagt er. Allerdings findet der Sohn, dass das Torso dem NS-Großdenkmal nicht allein, nackt entgegengestellt werden darf: „Dafür ist es viel zu klein, es würde im Kontrast untergehen.“ Also will Rübsam es flankieren mit neuen Skulpturen von ihm selbst. Er denkt da an neun halbierte Menschen, (in drei Dreier-Reihen) als Geleitschutz für das Werk seines Vaters. Wie teuer das alles würde, ist natürlich noch unklar. Ackermann und Rübsam sind aber sicher, dass es vergleichsweise preiswert zu machen ist.

Um das 39er-Denkmal aus der NS-Zeit wiederum wird im Grunde seit Kriegsende gestritten. Ein Abriss war bereits 1946 im Stadtrat Thema. Doch es steht immer noch in Rhein-Nähe und diente immer wieder auch als Anlaufstelle für Neonazis, im großen Stil etwa 1988.

Im April 2014 billigte die für Golzheim zuständige Bezirksvertretung 1 einen Antrag der Linken mit knapper Mehrheit, dass am Reeser Platz ein Gegendenkmal errichtet werden soll. Getan hat sich seitdem allerdings nicht viel, vor knapp einem Jahr berichtete Kulturdezernent Hans-Georg Lohe nur, dass ein „Realisierungswettbewerb“ europaweit ausgeschrieben worden sei.

Volker Ackermann glaubt, dass seine Idee ebenso zwingend wie naheliegend ist, und fragt: „Warum ein Gegendenkmal neu erschaffen, wenn wir längst ein geeignetes in der Stadt haben?“