Geisel will den Fünf-Minuten-Takt

SPD-Kandidat fordert Vorrang für Bus und Bahn in der Verkehrspolitik — und stößt auf Ablehnung sowie Zustimmung.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Vorfahrt für die Rheinbahn, mehr Busse und Bahnen, die in viel dichterem Takt als heute auf den Strecken fahren — und das auch abends: Thomas Geisel, OB-Kandidat der SPD will den ÖPNV in Düsseldorf zu einem zentralen Wahlkampfthema machen: „Bus und Bahn müssen für die Bevölkerung noch attraktiver werden, dann steigen auch noch mehr Leute vom Auto um“, sagt Geisel, und lässt seinen Vorstoß in der Forderung nach einem „Fünf-Minuten-Takt“ gipfeln: „Um den in den Hauptverkehrszeiten zu schaffen, muss es erst einmal eine konsequente Vorrangschaltung für die Rheinbahn geben. Wenn Busse und Bahnen schneller durchkommen, erfordert ein so dichter Takt auch gar nicht so große Investitionen“, meint der Spitzenkandidat.

Die Reaktionen kamen prompt. Relativ zurückhaltend gibt sich die Rheinbahn — kein Wunder, ist sie als Tochter der Stadt doch auf deren Zuschüsse angewiesen. „Aber die Vorrangschaltung ist eine alte Forderung von uns“, sagt Sprecher Georg Schumacher. Denn am einfachsten bringe man mehr Fahrzeuge zum Kunden, „wenn man die unnötigen Zeitverluste auf der Strecke abbaut“. Das Ziel müsse sein, dass die Fahrzeuge im Prinzip nur noch an Haltestellen stehen.

Schumacher betont, zumindest auf zentralen Streckenabschnitten, auf denen mehrere Linien verkehren, gebe es ja längst sehr dichte Takte: Von der City nach Oberkassel zum Beispiel fährt tagsüber im Schnitt fast alle drei Minuten eine Stadtbahn. Allerdings gilt das nur bis 19 Uhr.

Andreas Hartnigk, der CDU-Verkehrsexperte und Aufsichtsratsvorsitzende der Rheinbahn, nennt Geisels Vorstoß „arg plakativ“. Ein Fünf-Minuten-Takt auf allen Linien stoße verkehrstechnisch sowie in puncto Personal- und Fahrzeugaufwand schnell an Grenzen: „Wir müssen bei jeder Linie genau hinschauen, wie der Bedarf ist, alles andere wäre auch kaufmännisch nicht seriös“, sagt Hartnigk.

Auch bei der Forderung nach längeren Fahrten (die meisten Linien enden werktags um 0 Uhr) etwa in den Medienhafen, bremst Hartnigk: „Wie viele Leute fahren denn spätabends wirklich mit der Bahn?“, fragt er. Und wo man einen echten Mehrbedarf feststelle, da reagiere man ja bereits mit Fahrplananpassungen.

Sein Koalitionskollege Manfred Neuenhaus von der FDP ist da offensiver: „Ein pauschaler Fünf-Minuten-Takt ist eine alberne Forderung. Aber man muss sehen, dass die Rheinbahn aufgrund stetig wachsender Fahrgastzahlen immer öfter an Kapazitätsgrenzen stößt, deshalb werden wir ja zum Beispiel 40 neue U-Bahnen anschaffen.“ Besonderen Bedarf sieht Neuenhaus im Abend- und Nachtverkehr: „Da müssen wir nach der Wahl noch mal rangehen, der enorm frequentierte Nachtexpress zeigt das.“ Mehr Bahnen und Busse, die länger führen, generierten fast automatisch auch mehr Passagiere.

Norbert Czerwinski, Fraktionssprecher der Grünen, ist seit jeher Verfechter eines ÖPNV-Ausbaus: „Aber bitte nicht mit der Gießkanne, sondern mit Augenmaß, insofern ist ein pauschaler Fünf-Minuten-Takt Unfug“, sagt er. Generell aber bleibe das Angebot in Düsseldorf hinter dem vergleichbarer Städte zurück: „Das gilt besonders abends und am Wochenende“, sagt er. Zudem dürften wichtige Verbindungen wie die nach Neuss nicht noch ausgedünnt werden.