Düsseldorf Geisel zur Städtepartnerschaft: „Wir belehren die Moskauer nicht“

Politisch sind einige Städtepartnerschaften derzeit heikel, nicht nur die mit Russlands Hauptstadt, deren Jubiläum nun gefeiert wird.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

Düsseldorf. 25 Jahre besteht nun schon die Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Moskau — und das wird vom 11. bis 14. Mai groß gefeiert: Mit einem Open-Air-Fest auf dem Rathausplatz, einer Bilderausstellung von Schülern, einem Jugend-Handballspiel und einer Opern-Gala in Kooperation mit der Moskauer Helikon-Oper. Doch das Jubiläum fällt in eine Zeit schwierig-angespannter Beziehungen zwischen dem Russland Putins und Deutschland. Kann man das ausblenden?

Schon mahnten die Grünen in einem Brief an OB Geisel an, angesichts von Verletzungen gegen Demokratie und Menschenrechten auch unangenehme Fragen mit den Moskauer Gästen zu besprechen: „Raum und Gelegenheiten dazu sind für uns im Programm nicht zu erkennen“, bemängeln sie. Geisel weist die Kritik zurück: „Wir werden unseren Gästen sicher keine belehrenden Vorlesungen halten und wir betreiben im Rahmen der Städtepartnerschaft auch keine Außenpolitik.“ Was man als Gastgeber tun könne, sei, zu zeigen, „wie Vielfalt und Toleranz in unserer Stadt gelebt werden“. Man dürfe indes bei allen Divergenzen nicht das Verbindende vergessen. Und: „Gerade wenn der Dialog an der Spitze schwierig ist, helfen Gespräche an der Basis sowie zwischen Bürgern, Sportlern oder Künstlern“, meint Geisel.

Nun sind auch andere Düsseldorfer Städtepartnerschaften derzeit poltisch belastet: Mit Israel (Haifa) und Polen (Warschau) gibt es Verstimmungen, und selbst das verhältnis zu England (Reading) steht seit dem Brexit-Votum unter neuen Vorzeichen.

Unstrittig ist, dass die Beziehungen Düsseldorfs zu Moskau besonders vielfältig sind, seit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auf Initiative von Albert Bitter Hilfskonvois für Kinderkrankenhäuser und Waisenhäuser nach Moskau geschickt wurden. Jessica Dedic, Leiterin des Büros für Internationales im Rathaus, verweist auf die schulischen Partnerschaften (u.a. von Scholl-Gymnasium mit Schule 1423 in Moskau): „Indirekt haben solche Kontakte immer etwas mit Politik zu tun, sie fördern das gegenseitige Verständnis.“ Darauf kommt es auch Stephan Brune, Präsident des Freundschaftsvereins Düsseldorf-Moskau, an: „Wir spüren in Moskau immenses Wohlwollen für Deutschland. Es geht um Vertrauen, wenn man sich das erarbeitet hat, kann man auch heiklere Dinge ansprechen.“

Tatsächlich geht es bei den Moskauer Tagen auch um Politik. Die Gäste kommen mit ranghohen Vertretern ihrer Stadtregierung in den Bereichen Verkehr und Umwelt, es geht um U-Bahnbau und saubere Kraftwerke. Großes Gewicht im Verhältnis Moskau-Düsseldorf hat auch die Wirtschaft. Sanktionen auf beiden Seiten haben die Exporte und Importe sei 2012 massiv beeinträchtigt, „doch in diesem Jahr geht es im Handel wieder bergauf“, sagt Gerhard Eschenbau, Leiter der Außenwirtschaft bei der IHK. Aktuell gibt es 116 russische Unternehmen in Düsseldorf — das sind drei Mal so viel wie 2011.