Gewalt gegen Sanitäter und Polizisten nimmt zu

Eine Sicherheitskonferenz des Deutschen-Beamten-Bundes formuliert Forderungen an den NRW-Innenminister.

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Düsseldorf. Angestellte im öffentlichen Dienst werden immer öfter Opfer von gewaltsamen Übergriffen. Zahlen für Düsseldorf gibt es nicht, doch laut diverser Studien (z.B. FH für öffentliche Verwaltung NRW und Hochschule Darmstadt) steigen die Fallzahlen generell, in der NRW-Studie ist sogar von einer „fast schon als alltäglich empfundenen Beleidigungskultur“ die Rede.

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Die Jugendorganisation des Beamtenbundes berichtet von einer ganzen Reihe von Fällen, die sich in Düsseldorf abgespielt haben. In Wersten etwa berichteten Sanitäter, sie seien im Einsatz mit einem Billardqueue attackiert worden, zudem ist von Messerattacken und Rippenbrüchen die Rede.

Und auch in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes sieht die Situation nicht besser aus. 90 Prozent der Zugbegleiter in den Zügen der Bahn seien schon mit gewaltsamen Übergriffen im Job konfrontiert worden — im Schnitt soll das auch der Grund für je 17 Tage Krankheitstage jährlich sein.

„Die Tendenz steigt dabei stetig an“, sagt Jens Magier, Lokführer bei der Bahn und Gewerkschafter des Deutschen Beamtenbundes (dbb) NRW. Dessen Mitglieder trafen sich am Wochenende zu einer Sicherheitskonferenz in Düsseldorf, um gemeinsam Forderungen an NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) zu formulieren. „Denn so, wie sich die Situation momentan darstellt, kann es nicht weitergehen“, sagt Jano Hillnhütter, Präsident der dbb-Jugend.

„Wenn Mitarbeiter im Jobcenter ständig Angst vor gewaltsamen Übergriffen haben müssen, stellt sich die Frage, wie lange solche Ämter noch für Jedermann offen stehen können“, sagt Hillnhütter. „Dann kann dort vielleicht in Zukunft nur noch hinter verschlossener Tür gearbeitet werden — obwohl das nicht das ist, was wir anstreben.“

Der Düsseldorfer Lokführer Jens Magier hat auch eine Tür, die seine Fahrerkabine vom Fahrgastraum trennt. Sicher ist er im Lokführerstand aber deswegen noch lange nicht. „Wenn einer rein will, kommt er auch rein“, sagt er. Und so sei es keine Seltenheit, dass er von Kollegen höre, dass nachts etwa ein alkoholisierter Fahrgast mit einem Baseball-Schläger in den Führerstand eindringt. „Wenn man dann alleine als Lokführer im Zug ist und der nächste Halt Düsseldorf-Garath ist, hat man Todesängste“, berichtet der 32-jährige weiter. Schulungen, die ihm im Umgang mit gewaltbereiten Fahrgästen helfen, gebe er keine. „Wir werden nicht geschützt, weil sich keiner zuständig fühlt“, kritisiert er.

Damit ist er nicht alleine. Auch Polizist Jannik Doktorowski (28) hat immer wieder mit Gewaltattacken zu tun, etwa bei den Dügida-Demos. Auch dabei könne er einen Anstieg der Gewaltbereitschaft beobachten. „Schreiben wir eine Anzeige, wird die aber meistens gar nicht verfolgt — denn das ist politisch nicht gewollt“, sagt er. Er fordert nicht eine Erhöhung des Strafmaßes, sondern die Verfolgung aller Strafanzeigen.

Dass erhöhte Gewaltbereitschaft ein gesellschaftliches Phänomen ist, das schon in der Schule sichtbar wird, beobachtet die Düsseldorfer Kasjana Kustos: „Die Aggressionsbereitschaft vieler Schüler steigt; oft haben auch Drogen damit zu tun.“