Goldgräberstimmung in Moskau
OB Elbers macht Werbung für Düsseldorf in Russland — es winken Milliardenaufträge.
Düsseldorf. So richtig viele harte Geschäftsabschlüsse bringen die 11. Düsseldorfer Wirtschaftstage in Moskau nicht hervor. Aber noch nie war das der großen Delegation aus Düsseldorf so egal. Denn man setzt ganz auf die Zukunft — und die soll rosig sein für Investoren in der russischen Hauptstadt:
Die jetzt schon riesige Metropole will in den nächsten Jahrzehnten um sagenhafte 160 Prozent in die Steppe wachsen. Goldgräberstimmung pur, denn da winken milliardenschwere Aufträge für Stadt- und Verkehrsplaner, Architekten, Ingenieure, Baufirmen: „Wir werden uns sehr anstrengen, um von diesem großen Kuchen ein paar schöne Stücke abzubekommen“, sagte Oberbürgermeister Dirk Elbers nach der gestrigen Wirtschaftskonferenz.
Deshalb sind über 30 Düsseldorfer Unternehmen mit Stadt, IHK und Messe in die Partnerstadt Moskau geflogen: „Um zu zeigen, welch starken Branchenmix wir haben, wie leistungsfähig wir sein können“, erklärte IHK-Präsident Ulrich Lehner. Die vier Hauptforen der Konferenz — städtische Infrastruktur, mobile Telekommunikation, Energieeffizienz und Medizin — spielen den Düsseldorfern sicher in die Hände, da sind sie mehr oder weniger stark aufgestellt.
Bestform wird allerdings auch nötig sein, denn die Russen geben sich als knallharte Geschäftsleute. Von städtepartnerschaftlicher Folklore, von Kultur- und Jugendaustausch sprachen sie im Gegensatz zu den Gästen kein einziges Mal. „Reale Beziehungen, Investitionen, Projekte“, das sei das A und O, betonte Andrej Scharonov, stellvertretender Oberbürgermeister von Moskau.
Ansonsten vor Selbstvertrauen nur so strotzend, räumte Scharonov einmal auch Schwächen ein: „Unsere Verkehrsinfrastruktur ist nicht gut genug, wir haben zu viel Korruption und die Umweltsituation ist auch alles andere als gut.“
OB Elbers setzt neben dem Hauptpfund Telekommunikation auf Stadtplanung und Architektur: „Hier gibt es einen neuen Austausch zwischen Moskauer und Düsseldorfer Experten. Und ich werde 2012 mit einer starken Gruppe aus diesem Feld nach Moskau zurückkehren.“
Bei aller Größe der Moskauer Partner, sie bekundeten durchaus großen Respekt vor der Wirtschaftskraft der „kleinen“ Düsseldorfer — auch wenn sich Oberbürgermeister Sobjanin nie persönlich die Ehre gab. Aber mit Eon im Gasgeschäft, der Metro-Gruppe, die in Russland noch expandieren will, Vallourec, die beim Bau der Ostsee-Pipeline beteiligt sind oder dem Henkel-Konzern, der über 2000 Arbeitsplätze in Moskau bietet, hat auch Düsseldorf ein paar Riesen am Start.
In Düsseldorf sind inzwischen 70 russische Unternehmen ansässig, vor allem Beratungsfirmen im Bereich Chemie. Dass die Beziehungen trotz des immensen Größenunterschiedes reell sind, bestätigt Ulrich Brandenburg, deutscher Botschafter in Russland, gegenüber der WZ: „Natürlich hat Moskau viele Städtepartnerschaften. Aber ich weiß, dass die Düsseldorfer hier besonders stabil und gut vernetzt ist.“