Harry-Potter-Vorpremiere: Dürfen Kinder nachts ins Kino?
Der neue Harry-Potter-Film startet dienstags um 0.01 Uhr. Bahntickets gibt es auch für Kinder.
Düsseldorf. Die Freaks stehen schon in den Startlöchern. Die Vorpremiere des Kinofilms „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ läuft am Dienstag, 12. Juli, unter anderem im UCI am Hafen. Und schon jetzt befürchten Lehrer müde Schüler in den Bänken der Schulklassen am darauf folgenden Morgen. Denn: Der zweite Teil der 3D-Aufführung beginnt eine Minute nach Mitternacht — und endet gegen 2.30 Uhr.
Ausgerechnet die Rheinbahn als städtisches Verkehrsunternehmen bietet Karten im Gesamtpaket an — auch für Harry-Potter-Fans bis 14 Jahre. Die magische Fahrt mit dem „Hogwarts-Express“ ab Hauptbahnhof ins UCI-Kino inklusive Kinokarte mit 3D-Brille, Getränk und Süßigkeiten kostet 16 Euro für Erwachsene und 14 Euro für Kinder.
„Das sollte nicht Schule machen“, empört sich die Vorsitzende des Schulausschusses Sylvia Pantel (CDU) über das Mitternachts-Angebot der Rheinbahn auch für Kinder. „Ich hoffe, dass viele Mütter und Väter von ihrer Elternkompetenz Gebrauch machen und ihre Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht mit ins Kino nehmen.“ Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster entgegnet: „Die richtigen Harry-Potter-Fans besuchen sowieso die Preview. Sie warten nicht bis zum regulären Start am 14. Juli. Wir bieten begleitend dazu nur die Fahrt an.“
Skeptisch sieht auch Friedhelm Güthoff, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes, das Angebot. „Es muss schon die Frage erlaubt sein, welcher Druck wird damit auf die Eltern ausgeübt. Aus Sicht von Kindern und Jugendlichen ist es natürlich ein einmaliges Event.“ Und durch ein öffentliches Angebot bekämen sie für ihre Argumentation Rückendeckung. „Ich sage aber nicht, dass solche Angebote grundsätzlich unvereinbar sind.“
Denn ein breites Phänomen auffälliger Schüler, die unter der Woche übernächtigt sind, gebe es nicht. Ausnahme: der Montag. „Dass die Lehrer an diesem Tag über unausgeschlafene und nicht konzentrierte Schüler klagen, ist bekannt.“ Insbesondere exzessiver Fernsehkonsum sorge für die Ausfälle. „Die Toleranz der Eltern ist da deutlich zu groß.“
Auch bei den Sportangeboten in den Hallen tauchten zu später Stunde schon mal Jugendliche auf. „Aber das sind Ausnahmen“, meint Ulrich Wolter, Geschäftsführer des Stadtsportbundes. Und es handele sich dann um 16- bis 18-Jährige. Dass die Breitensportgruppen überhaupt ihr Angebot teilweise erst ab 22.30 Uhr wahrnehmen könnten, habe mit der offenen Ganztagsschule zu tun und sei damit zwangsläufige Praxis: „Die Schulen haben Belegungsrecht der angekoppelten Hallen bis 18 Uhr.“ Erst danach sei der Stadtsportbund am Zuge: „Wir haben pickepackevolle Hallen.“
Bis Freitag war der Harry-Potter-Film im UCI übrigens noch nicht mit einer Altersbeschränkung (FSK) versehen, im Ufa-Palast ist der Film um 0.01 Uhr „ab 12“ ausgewiesen. Von 90 Rheinbahn-Tickets waren übrigens gestern nach drei Tagen erst 19 verkauft.