Brandhaus in Hassels — Bewohner haben Angst

In dem Hochhaus an der Potsdamer Straße hat es schon wieder gebrannt.

Düsseldorf. Es ist der Tag nach dem Feuer an der Potsdamer Straße. Wieder einmal. Am Donnerstagabend wurde ein im Flur der Hausnummer 45 abgestelltes Sofa in Brand gesteckt. Der Eingang des 19-stöckigen Hauses ist völlig verrußt, es stinkt nach kaltem Rauch.

Feuerwehrleute und Polizisten kennen den Weg zum Haus in Hassels vermutlich auswendig: Seit 2009 rückten die Löschkräfte über 20 Mal dorthin aus. „Es ging immer um im Treppenhaus oder im Flur abgestellte Dinge, die in Brand gesteckt wurden“, sagt Polizei-Sprecher Gunter Herring. Am Donnerstag musste „nur“ eine Frau mit Rauchgasvergiftung in eine Klinik gebracht werden. Der Brand verlief glimpflich. Nicht auszudenken, was in dem 90-Parteien-Block passieren kann, sollte ein Feuer außer Kontrolle geraten.

Eine Frau steht in der Tür, neben ihr eine zerschlagene Fensterscheibe und die Klingelschilder. Viele sind nicht beschriftet, ein geistiger Irrläufer hat „Neger raus“ an die Wand geschmiert. „Ich habe Angst, wenn ich ins Bett gehe“, sagt die Bewohnerin und blickt zurück in ein verkohltes Loch, das einmal der Hausflur gewesen ist. „In der zehnten Etage wohnt eine 85 Jahre alte Frau, die kommt nicht raus, wenn es brennt. Sie hat auch Angst“, sagt die Frau. Oft gebe es kein fließend Wasser oder die Heizung falle aus.

Hinterm Haus sammeln zwei Männer Müll. „Wir sind Gärtner, halten die Grünanlage in Schuss“, sagt einer. Hier müsse man aufpassen, nicht in Spritzen von Junkies zu greifen. Außerdem fliege aus den Fenstern oft der Müll.

Die Polizei hatte von Ende 2009 bis Ende 2010 eine Ermittlungskommission „Potsdam“ für den sozialen Brennpunkt geschaffen. Auch jetzt, so Sprecher Herring, haben Polizisten die Straße verstärkt im Auge. „In zivil und uniformiert.“ Die Polizeidirektion Süd betont, dass es in diesem Jahr ruhiger geworden sei. Seit dem 27. Juli 2010 habe es nicht mehr gebrannt. Bis Donnerstagabend.

Antonio Piscopo wohnt seit drei Jahren im zehnten Stock. Auch der 71-Jährige legt sich mit mulmigem Gefühl schlafen. „Ich habe Angst in diesem Haus. Hier passt ja auch niemand auf den anderen auf.“ Ein Einsatzwagen fährt vor. Vier Feuerwehrmänner sammeln Material ein, dass sie am Donnerstag zurücklassen mussten. Es steht zu befürchten, dass sie es bald wieder mitbringen — an die Potsdamer Straße 45.