Haus der Landesgeschichte kommt

Das Parlament stimmt heute darüber ab, wie mehr als 70 Jahre NRW in einem neuen Museum präsentiert werden können. In Düsseldorf bieten sich mehrere Adressen an.

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Der Antrag hat beste Chancen auf eine große Mehrheit. CDU, SPD, FDP und Grüne bringen heute gemeinsam den Vorschlag in den Landtag zur Abstimmung, ein „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens“ zu entwickeln. Damit findet eine Diskussion ihre Fortsetzung, die der frühere Landtagspräsident Eckhard Uhlenberg 2010 angestoßen hatte. Die frühere Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Oberbürgermeister Thomas Geisel griffen den Gedanken anlässlich des 70. Geburtstags des Landes im August 2016 wieder auf, nun steht die Idee im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Landesregierung und wird auf den Weg gebracht. Wichtige Fragen und Antworten zum aktuellen Beschluss:

Warum soll es ein Haus der Landesgeschichte geben? Vereinfacht gesagt, sollen die Bürger des Landes die Wurzeln ihrer Heimat kennenlernen. Da das Land inzwischen mehr als 70 Jahre alt ist, hat ein Großteil der Einwohner die Anfänge NRWs nicht erlebt. Auch Menschen, die aus anderen Ländern nach Nordrhein-Westfalen gekommen sind, wissen nicht, wo die Ursprünge für bestimmte Prägungen der Gegenwart liegen. Die Antragsteller gehen davon aus, dass mehr Wissen zu mehr Identifikation und die wiederum zu mehr gesellschaftspolitischem Engagement führen.

Ein „Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalens“ soll die vergangenen Jahrzehnte, soziale Bewegungen und die Politik verständlich und erlebbar machen. Vorbild dafür ist das „Haus der Geschichte“ in Bonn, in dem die Entwicklung der Bundesrepublik seit 1949 mit vielen Original-Exponaten, Video- und Tondokumenten nachgezeichnet wird - politisch neutral und auf der Höhe der aktuellen historischen Forschung.

Wo könnte das Haus der Geschichte NRWs stehen? Standort wird ganz sicher Düsseldorf sein, andere Städte in Nordrhein-Westfalen sind aktuell nicht im Gespräch. Oberbürgermeister Geisel hatte beim NRW-Geburtstag 2016 vorgeschlagen, dass die Stadt ein Gebäude zur Verfügung stellt und das Land das Haus betreiben. Die Villa Horion kommt in Betracht, weil sie lange Amtssitz des Ministerpräsidenten war und nahe am Landtag liegt. Fraglich ist, ob sie für das Projekt groß genug ist. Geisel hatte damals Schloss Jägerhof ins Spiel gebracht. Dort war einmal die Gemäldesammlung des Landes untergebracht, heute ist es die Heimat des Goethe-Museums.

Wie sieht der Weg zum Haus der Landesgeschichte aus? Erhält der Antrag heute die erwartete Mehrheit, wird eine parteiübergreifende und unabhängige Gruppe von Wissenschaftlern eingerichtet. Das nötige Geld für diese Kommission hat der Landtag gestern schon im Haushalt reserviert. Die Kommission soll mit Museen, Instituten und Lehrstühlen erörtern, wie die Landesgeschichte für die Bürger erlebbar gemacht werden kann. Dazu zählt auch, ein Konzept für ein Haus der Landesgeschichte zu erarbeiten. Das bereits bestehende „Haus der Parlamentsgeschichte“ kann Grundlage und eigenständiger Bestandteil des Hauses sein. Wie lange es bis zur Eröffnung eines Hauses der Landesgeschichte dauert, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.