Hier gibt es Hilfe bei Essstörungen
Pro Mädchen und BerTha F. leisten Suchtberatung. Seit zehn Jahren kooperieren sie.
Düsseldorf. Bei einer Essstörung benötigen Betroffene, aber auch deren Angehörige kompetente Hilfe und Unterstützung. Beide Zielgruppen zu erreichen, ist seit zehn Jahren das Ziel einer Kooperation zwischen der Suchtberatungsstelle für Frauen „BerTha F.“ und dem Mädchenhaus „Pro Mädchen“. Thea Herrmann, bei BerTha F. unter anderem für den Bereich Essstörungen zuständig, berichtet: „Das Thema Essstörungen war ein großes Thema, aber wir hatten nicht die Kapazitäten, um gut zu arbeiten. Um alle Altersgruppen abzudecken, haben wir uns 2007 zu der Kooperation entschlossen.“
BertTha F. ist Anlaufstelle für erwachsene Frauen und im Zuge der Kooperation auch für Angehörige von Mädchen, die das niederschwellige Angebot Pro Mädchen für junge Mädchen von 11 bis 18 Jahren nutzen. Martina Sandkuhl, bei Pro Mädchen im Bereich Essstörungen tätig, berichtet: „Zu uns kommen viele Selbstmelderinnen. Bei ganz jungen Mädchen empfehlen wir Müttern, sich Unterstützung bei BerTha F. zu holen. Hierbei geht es zum einen um Ablösung, aber es ist auch wichtig, dass beide Parteien Unterstützung haben.“
Eine Essstörung kann vorliegen, „sobald Essen den Tag beeinflusst oder man ständig mit dem Thema Essen beschäftigt ist“, erklärt Thea Herrmann. Es gibt drei Formen: Die Magersucht, die Ess-Brech-Sucht, auch Bulimie genannt, und die Ess-Sucht, das sogenannte Binge-Eating. In Zeiten zunehmenden Leistungsdrucks haben Essstörungen zugenommen. Bei den beiden Beratungsstellen ist unter den Ratsuchenden die Zahl derjenigen mit einer Magersucht am höchsten. Martina Sandkuhl zu möglichen Gründen: „In den Medien wird gepusht, dass die Mädchen perfekte Fotos inszenieren und einander beurteilen.“ Kathrin Prodöhl-Pauli von BerTha F. hat beobachtet, dass bereits in jungem Alter die Auseinandersetzung damit beginnt, was, wie viel und wann gegessen wird. Martina Sandkuhl erklärt: „Mädchen orientieren sich stark an Medien, Stichwort YouTube Stars und: Photoshop ist überall. Sie setzen sich mit Schönheitsidealen auseinander, die es in der Realität nicht gibt. Das versuchen wir in der Prävention aufzugreifen.“
Die beiden Beratungsstellen begleiten die Mädchen und Frauen in Einzelgesprächen und in Gruppenangeboten und zeigen ihnen auf, welche Hilfen es gibt und wo sie diese erhalten. Thea Herrmann: „Grundsätzlich sollte eine Essstörung psychotherapeutisch begleitet werden. Wir sind Sozialpädagoginnen mit therapeutischen Zusatzausbildungen und fungieren als Anlauf- und Beratungsstelle.“ Die Beraterinnen kennen sich im Hilfesystem aus, verfügen über Kontakte zu Psychologen, Kliniken und Ernährungstherapeuten und vermitteln Betroffene weiter. Welchen Bedarf die beiden Beratungsstellen noch gerne abdecken würden, erläutert Martina Sandkuhl: „In Düsseldorf fehlt eine Wohngruppe für Mädchen und Frauen mit einer Essstörung. Außerdem wünschen wir uns mehr Beratungsarbeit für Pädagoginnen, Elternkurse und Angebote zur Prävention.“