Serie Lieblingslieder: Sommerhits von Bach bis YMCA

Musikkenner verraten ihre Lieblingslieder für den Sommer. Zum Auftakt erklärt Tonhallen-Intendant Michael Becker, dass er dafür auch seine Kinder fragen muss.

Foto: Susanne Diesner

Düsseldorf. Ab in die Sommerfrische. Aber die passende Musik darf nicht fehlen. Von bekannten Düsseldorfer Musikfreunden wollten wir wissen, welche Titel in die Tüte kommen. Tonhallen-Intendant Michael Becker hat so seine Lieblinge, doch im Alleingang darf er seine Playlist nicht machen. Frau und Kinder haben da ein paar Takte mitzureden.

Die halbe Familie Becker macht es sich in den Sommermonaten diesmal zu Hause stimmungsvoll. „Unsere Sommerferien sind in diesem Jahr etwas ungewöhnlich“, sagt Michael Becker, Vater von vier Kindern. „Unsere beiden ‚Großen’ sind auf großer Reise. Und wir vier bleiben wahrscheinlich fast komplett in Düsseldorf und Umgebung.“ Mit Klassik allein könne er seinen Kleinen nicht kommen.

„Die Playlist wird natürlich extrem von den Kindern mitbestimmt“, betont der Familienmensch, der auch als Tonhallen-Intendant gerne eine familiäre Atmosphäre im Musiktempel verbreitet. Zu Hause werde auf jeden Fall der eine oder andere Michael-Jackson-Song erklingen. Und „YMCA“ in der Fassung von den Minions. „Den Text singen dann unsere Kinder mit: ‚Bokka fa lei boom maraki, Booki bokka fa ta chi ba da da bo da, Bokka linguini banaki loto, La to le bu he la...’“. Wenn die Eltern mal selber bestimmen dürfen, gebe es ziemlich sicher die Pavane von Maurice Ravel in der Aufnahme des alten Vlado Perlemuter. „Das ist jeden Morgen unser Wecker. In den Ferien ist es das Schönste, dieses Stück bis zum Ende hören zu können.“

Aber auch auf Kirchenmusik will der Konzert-Intendant nicht verzichten. „Ich ‚brauche’ die Kantate ‚Widerstehe doch der Sünde’ von Bach in der ergreifenden Aufnahme des Japan Bach Collegium unter Masaaki Suzuki.“

Der Solist, Yoshikazu Mera, sei in seiner Heimat ein Star. Aber als Schlagersänger! „Die Stimme ist zum Heulen schön.“ Die Brandenburgischen Konzerte von Bach in der Aufnahme von Trevor Pinnocks European Brandenburg Ensemble höre man manchmal wie bei Hofe: als Hintergrundmusik zum Essen.

Sommermonate verführen zuweilen, in der eigenen Jugendzeit zu schwelgen. Earth, Wind Fires „I am“ sei ein Muss, und zwar die komplette Platte. Am liebsten aber „In the stone“. „Das sind die Jugenderinnerungen, die man in den Ferien ausleben kann.“

Privat und auch als Musikvermittler fährt Becker nicht die strenge, konservative Schiene. „Für mich ist der Intendant nicht die graue Eminenz hinterm Vorhang“, sagt Becker. Ein Intendant präsentiere das Haus und seine Kunst aktiv einem Publikum, dessen Interessen stark gestreut seien. „Die Abnahme des Spezialistentums ist auch eine Chance.“

Zu den diesjährigen Hits des Musikmanagers, der viel Wert auf die Kommunikation mit den Publikum legt, gehört auch eine hauseigene Produktion der Tonhalle: „Immer und immer wieder: Gustav Mahlers Vierte Symphonie mit Adam Fischer, Hanna Elisabeth Müller und den Düsseldorfer Symphonikern - als Vorfreude auf die kommende Saison.“