Kultur in Düsseldorf Volksbühne bietet Führung durch die Cranach-Ausstellung

In kleinen Gruppen führt die Volksbühne durch die Ausstellung des Renaissance-Meisters — und andere Orte. Gerade auch während der Sommerferien.

Ein Besucher betrachtet die Bilder von Adam und Eva um 1508/10 des Renaissance-Maler Lucas Cranach im Museum Kunstpalast.

Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Wenn Düsseldorfs Theater und das Opernhaus wegen Sommerferien ihre Pforten schließen, bleibt die ‚Kultur am Rhein’ aktiv. Eine der ältesten und größten Besucher-Organisationen der Republik, bekannt unter ‚Volksbühne’, bietet ihren Mitgliedern in den nächsten fünf Wochen ein breitgefächertes Angebot an Führungen durch Unternehmen und Museen, wie üblich bei der Volksbühne, zum Vorzugspreis.

Eines der derzeit beliebtesten Ziele in der Reihe dieser Führungen ist die Cranach-Ausstellung „Meister Marke Moderne“ im Museum Kunstpalast, die noch bis 30. Juli zu sehen ist. Die Schau mit 200 Exponaten — auch aus New York — ist dem Werk des berühmten Renaissance-Malers und Fürsten-Porträtisten auf der Spur. Er prägte wie kein anderer das Bild, das wir uns heute — 500 Jahre später — von Martin Luther machen. Cranach der Ältere hatte seine Werkstatt in Wittenberg, war befreundet mit dem Reformator und besaß das Monopol auf Luther-Bildnisse.

Der Vorteil der Privatführung durch die stets gut besuchte Ausstellung in der ersten Etage am Ehrenhof: Nur 20 Teilnehmer folgen mit Kopfhörer einer Kunsthistorikerin, die den Gang durch die neun Abteilungen der Schau anhand von zehn Gemälden erklärt. Und, mit anschaulichen Details angereichert, eine Übersicht über das Werk des Malers bietet und seine Wirkung damals und heute beleuchtet. Zuvor erfährt man, dass Spezialisten am Rhein das digitale Cranach-Archiv seit acht Jahren zusammenstellen.

Dann geht es zum Selbstbildnis, das den Meister, 1472 im oberfränkischen Kronach geboren) mit 60 Jahren zeigt. 1532, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, präsentiert er sich mit einem üppigen Pelzkragen als selbstbewussten Bürger, der sich seines Ruhms und seiner herausgehobenen Stellung sicher ist. Bereits 1505 wurde er vom jungen Kurfürsten Friedrich III., dem Weisen, zum Hofmaler ernannt. Derselbe, der seine schützende Hand über den Reformator Luther hielt. Cranach avancierte dadurch, so die anschauliche Erklärung der Expertin, sozusagen zum PR-Manager des Fürstenhofs, stattete Feste aus und entwarf die Gewänder, die an Friedrichs Hof getragen werden.

Ungewöhnlich sei, so die Museumsführerin, dass Cranach beim Fürstenporträt bis auf einen Pelz auf Pomp verzichtet. Er versteckt die Haarpracht unter einer Haube und stellt das Gesicht in den Vordergrund. In der Renaissance eine Neuheit. Außerdem signiert der Hofkünstler nun seine Werke mit einer kleinen geflügelten Schlange — einem Emblem, das der Fürst ihm als Wappen verlieh. Zu erkennen ist es auf den Gemälden des Heiligen Hieronymus, zahlreichen Madonnenbildern und Porträts. Zentrale Stellung nehmen Luther und seine Frau Katharina von Bora ein.

Neben bekannten Bildnissen des reifen, älteren Reformators sind bemerkenswert die zwei kleinen Kapselbildnisse des Ehepaars Luther. Außergewöhnlich, weil zu Cranachs Zeit immer noch der Zölibat der katholischen Kirche gültig war, der Maler sich darüber hinweg setzte und den Pfarrer Luther selbstverständlich neben seiner Gattin abbildete.

Ein nächster Schwerpunkt der Führung: Cranachs Werkstatt, in dem neben seinem Sohn (Cranach der Jüngere) vermutlich zwölf Angestellte malten. Auftragsmalerei, wie in Italien, war auch für die Cranachs in Wittenberg ein einträgliches Geschäft. Und machte den Hofmaler zu einem wohlhabenden Mann, der u. a. viele Immobilien besaß. Je nach Geldbeutel ließen sich Kunden die Heiligenbilder in verschiedenen Größen anfertigen. Vom Klein- bis zum Großformat. Zu erkennen an Hieronymus-Porträts. Kopie oder Original? Die Frage stellte damals niemand. Sie kam in Künstlerkreisen erst im späten 18. Jahrhundert auf.

Die Volksbühne lädt in ihrer Veranstaltungsreihe außerdem ein zu Fahrten nach Kassel zur documenta 14, in die Domstadt zur Expedition über die Dächer des Kölner Doms, sowie zu Kräuter-Ausflügen und zu einem Gang durch verborgene Winkel in der Düsseldorfer Altstadt.