Düsseldorf Hilfe für Schwerstkranke - Die Profis für den Schicksalsschlag
Speziell ausgebildete Krankenschwestern des Marienhospitals stehen Schwerstkranken mit Rat und Tat zur Seite.
Düsseldorf. Die Diagnose Krebs traf sie wie ein Schlag: Als Verena K. erfuhr, dass sie an Darmkrebs erkrankt ist, war sie zunächst völlig überfordert. Sie wusste nicht, wie es weitergehen soll, was nun alles auf sie zukommt und wie sie mit ihren Ängsten umgehen soll. Das Onkologie-Zentrum am Marienhospital bietet genau für diese Patienten jetzt menschliche Zuwendung, fachlichen Rat und Hilfe. Drei Krankenschwestern wurden extra dafür ausgebildet.
An der Universität Essen haben sie eine zweijährige Weiterbildung zur Fachkrankenschwester für Onkologie und Palliative Care abgeschlossen, sechs weitere befinden sich in der Weiterbildung und werden 2019 das Team verstärken. In Zeiten, in denen immer weniger Pflegekräfte für immer mehr Patienten zuständig sind, entwickelt das Marienhospital nun ein neues Pflegekonzept in der Onkologie und erhöht den Personalschlüssel bei den Pflegekräften.
Die Klinik will mit empathischen Krankenpflegern, die sich Zeit für die Nöte und Ängste ihrer Patienten nehmen, im harten Wettbewerb der Kliniken punkten: „Therapieinnovationen und medizinische Expertise haben in den letzten Jahren die Überlebenschancen von Krebspatienten deutlich verbessert“, erklärt Kliniksprecher Martin Schicht.
Dennoch wirke die Diagnose auf Betroffenen wie Angehörige zunächst wie ein Schock: „Umso wichtiger sind neben der Therapie fundierte Beratung und konkrete Hilfestellung für alle Fragen rund um den veränderten Lebensalltag.“
Svenja Teßmann (28) ist eine von drei neuen Fachkrankenschwestern und sie leitet das Projekt: „Die Patienten beschäftigt hauptsächlich die Angst vor Schmerzen und Tod. Denn noch immer setzen viele die Tumorerkrankung mit einem Todesurteil gleich“, sagt sie. Auch der drohende Haarausfall als Nebenwirkung der Therapie beschäftige die Erkrankten sehr. Zunächst bietet die Klinik eine gezielte Sprechstunde für die Patienten der Onkologie an, donnerstags von 14 bis 16 Uhr. Dann können Patienten wie Angehörige in einem geschützten Raum mit Svenja Teßmann oder einer ihrer Kolleginnen in Ruhe sprechen: „Wir haben dafür einen sehr schönen und gemütlichen Oasenraum in der sechsten Etage. Nach dem Gespräch sind die Betroffenen deutlich gestärkt und weniger verunsichert“, berichtet Teßmann.
Rund eine Stunde benötigen die meisten, bis alle Fragen gestellt und geklärt sind. „Wir wollen unsere Qualität steigern, dazu gehört auch, dass unsere Pflegekräfte in allen zwölf Bereichen der Onkologie wirtschaftlich unabhängig Zeit für Gespräche und Beratung haben“, sagt Björn Münster, stellvertretender Pflegedienstleiter.
Das neue Pflegekonzept sieht vor, dass zunächst zehn Prozent der Tätigkeit an ein bis zwei Tagen im Monat auf Beratung und Sprechstunde entfallen sollen: „Mit steigender Tendenz“, wie Münster betont.
Rund 8000 Patienten (4000 davon ambulant) wurden im vergangenen Jahr in der Onkologie des Marienhospitals behandelt. Bereits 100 Patienten haben sich nun schon Rat und Hilfe geholt, erklärt Teßmann, auch Verena K. gehört dazu: „Erst dachte sie, dass die Welt untergeht, als sie erfuhr, dass sie auch eine Stoma-Therapie braucht. Wir sind auf ihre Ängste eingegangen und konnten ihr helfen. Wir haben ihr Weg und Ziel aufgezeigt.“