Rheinbahn Erstmals Klimaanlagen für Straßenbahnen

Die Rheinbahn hat 43 neue Bahnen mit Kühlungstechnik bestellt. Sie sollen ab 2018 eingesetzt werden.

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Düsseldorf. Düsseldorf im Sommer bei fast 30 Grad. Beim Einstieg in die Rheinbahn kommt einem gleich feuchte und heiße Luft entgegen. Ist es dann noch voll und die Fahrgäste stehen Schulter an Schulter, sehnt man sich nach etwas kühler Luft. Viele die mit der Bahn unterwegs sind, werden dieses Gefühl kennen. Gerade für ältere Menschen kann die Hitze eine Belastung werden. Der Wunsch nach einer Klimaanlage entsteht dann schnell. Immerhin: Von den rund 400 Bussen haben laut Rheinbahn ungefähr Zweidrittel eine Klimaanlage, die Luft kühlt und trocknet. Aber: Von den 300 Schienenfahrzeugen sind es derzeit keine.

Eine Kühlung kommt dort nur über die Fenster, den offenen Türen sowie der Lüftungsanlage. Die versorgt die Bahn mit frischer Luft und soll für eine Zirkulation sorgen. Sie kühlt die Luft jedoch nicht wie eine Klimaanlage. Bei sehr hohen Außentemperaturen ist die Wirkung demnach begrenzt.

Die Rheinbahn hat daraus jetzt die Konsequenzen gezogen: „Wir kaufen nur noch Busse und Bahnen die eine Klimaanlage eingebaut haben“, erklärt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Damit reagiere der Düsseldorfer Verkehrsbetrieb auf den wachsenden Bedarf von Komfort bei den Fahrgästen, die vermehrt eine Klimaanlage vom Auto gewöhnt seien. „Im Gegensatz zu früher haben die meisten Autos eine Klimaanlage.“ In Zukunft soll es nun auch auf den Düsseldorfer Schienen gekühlte Fahrzeuge geben. Von Oktober 2018 bis Oktober 2020 soll eine neue Stadtbahn des Herstellers Bombardier den Fuhrpark der Rheinbahn verstärken — mit eingebauter Klimaanlage. 43 Bahnen sind laut Unternehmenssprecher bestellt, doch es gebe die Möglichkeit 16 weitere zu erhalten. Zunächst werde in diesem Jahr ein Fahrzeug ausgiebig getestet, damit sich etwa die Techniker darauf einstellen können. Später werde das neue Modell verschiedene Linien befahren.

Doch warum haben die alten Fahrzeuge keine Klimaanlage? „Straßenbahnen haben eine lange Lebensdauer von 30 Jahren“, erklärt Schumacher. „Unsere jüngsten sind von 2007.“ Davon müsse man Bau- und Bestellzeit abziehen, um zu erfahren, wann sie geplant wurden. „Das war in den 90er Jahren, da waren Klimaanlagen noch nicht so etabliert wie heute.“ Busse hingegen müssten schneller ausgetauscht werden. Deshalb haben sie häufiger bereits eine Kühlung eingebaut. „Wir wollten einen Teil unserer Bahnen mit Klimaanlagen nachrüsten und hätten dafür auch Geld in die Hand genommen“, sagt der Unternehmenssprecher. Rund 32 Millionen Euro seien für das Umrüsten von 71 neueren Bahnen eingeplant gewesen. Es gab jedoch ein Problem: das Gewicht. „Der Hersteller konnte uns nicht garantieren, dass nach der Umrüstung das zulässige Höchstgewicht nicht überschritten wird. Das Risiko sollte die Rheinbahn tragen, deshalb haben wir es nicht gemacht.“ Der Umbau von noch älteren Modellen sei keine Option.

Dass die Rheinbahn sich erst jetzt für eine Klimaanlage entscheidet, will Jost Schmiedel ihr nicht vorwerfen. Der Sprecher des Ortsverbands des Verkehrsclubs Deutschland verweist darauf, dass sich die Technik entwickelt habe. „Grundsätzlich finde ich es gut, wenn sich der Service für die Fahrgäste verbessert“, sagt er zu den geplanten klimatisierten Bahnen. „Die Klimaanlagen sind jedoch nur ein Baustein und spielen in weiten Teilen des Jahres keine Rolle.“ Weitere Aspekte sei die Anzahl der Fahrten in den Abendstunden oder das Informationsangebot. Bei Letzterem habe sich die Rheinbahn bereits verbessert, findet Jost Schmiedel. Die Klimaanlagen haben trotz des Komforts einen großen Nachteil. Sie belasten die Umwelt. Das häufige Öffnen der Türen führt dazu, dass immer wieder warme Luft in die Bahn gelangt und gekühlt werden muss. „Sie werden dadurch nur bedingt wirkungsvoll sein“, sagt der Sprecher des Düsseldorfer Verkehrsclubs. „Außerdem haben sie einen hohen Energieverbrauch.“ Auch Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher führt an, dass die Klimaanlagen Kühlmittel enthalten, die teilweise umweltschädlich seien. „Sie benötigen außerdem mehr Technik und erhöhen das Gewicht.“ Da die Bahnen schwerer würden, brauche es außerdem mehr Strom. Für die 71 Bahnen etwa, die hätten umgerüstet werden sollen, waren laut Schumacher jährlich rund 330000 Euro Mehrverbrauch eingeplant.

Nichtsdestotrotz findet Georg Schumacher, dass sich die Notwendigkeit eine Klimaanlage in die Bahnen einzubauen in den letzten Jahren verstärkt habe. „Wir müssen konkurrenzfähig sein und unser Konkurrent ist das Auto.“ Das habe nun mal mittlerweile häufig eine Klimaanlage eingebaut und die Menschen wollten diesen Komfort auch in der Bahn. Ein Vorteil zum Auto sei außerdem, dass eine Bahn mit Klimaanlage bereits gekühlt sei, wenn der Fahrgast einsteigt. „Können wir dadurch mehr Fahrgäste gewinnen, hat das einen positiven Einfluss auf die Ökobilanz.“