Düsseldorf. Tag und Nacht unerträgliche Schmerzen, die auch mit zahlreichen Medikamenten nicht verschwinden wollen. Genau das hat Silke Rassek drei Jahre ertragen müssen. Doch dank einer neuen Schmerztherapie, die an der Uniklinik entwickelt wurde, ist Rassek schmerzfrei - und kann das Leben wieder genießen.
"Ich hatte jahrelang unglaubliche Kopfschmerzen, die Ärzte wussten am Ende auch nicht weiter", sagt Rassek.
Damit ist er nicht allein: Mindestens 600.000 Patienten in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen, bei denen Medikamente oftmals an ihre Grenzen stoßen. Denn häufig müssen sie hoch dosiert werden, haben erhebliche Nebenwirkungen und liefern nicht den erwünschten Effekt.
"Normalerweise ist der Schmerz eine körperliche Alarmfunktion", sagt Prof. Dr. Alfons Schnitzler von der Uniklinik. Durch Nerven werden die Schmerzreize an das Gehirn weitergeleitet. Doch bei vielen Patienten funktioniert das schmerzverarbeitende Nervensystem nicht richtig - die Folge: Ununterbrochene Schmerzen.
Um genau diesen Patienten zu helfen, haben die Ärzte der Uniklinik Düsseldorf ein neues Verfahren entwickelt. Seit zwei Jahren werden hier akute Schmerzpatienten mit der so genannten Neuromodulation behandelt. Bei dem Eingriff wird eine Art Herzschrittmacher unter die Haut verpflanzt.
Kleine Elektroden werden anschließend an der Hirnoberfläche, dem Rückenmark oder am Nerv selbst befestigt und verteilen von dort aus kleine elektrische Impulse an die betroffenen Nerven. "Somit wird die Weiterleitung des Schmerzes quasi unterbrochen", sagt Neurochirurg Prof. Dr. Jan Vesper.
Zwar wird bereits seit 1975 mit Elektroden zur Schmerzlinderung gearbeitet, einzigartig ist in Düsseldorf jedoch die Spezialisierung. "Durch die verschiedenen Fachbereiche können wir ganz individuell die Schmerzen der Patienten therapieren: ob im Hirn, unter der Haut oder am Rückenmark", sagt Vesper.
Rund 150 Patienten wurden dieses Jahr mit dem neuen Verfahren therapiert. Genau wie Roger Rech: Nach einer Hüftoperation hatte der 44-Jährige ununterbrochene Schmerzen. "Ich konnte kaum noch unter Leute" sagt er. Zwei Packungen Schmerzpillen schluckte er täglich, am Ende half nur noch Morphium. Seit der Operation sind die Schmerzen fast gänzlich verschwunden. "Das ist ein unbeschreibbares Gefühl, so viel mehr Lebensqualität."