Im Zug gewohnt: 122 Mal beim Schwarzfahren erwischt
29-Jähriger war nach Drogen-Therapie obdachlos und hatte Angst vor dem Wohnheim. Vier Anzeigen an einem Tag.
Düsseldorf. Stammkunde war ein 29-Jähriger bei der Deutschen Bahn. Allerdings immer ohne Fahrschein. Innerhalb eines halben Jahres wurde der junge Mann 122 Mal beim Schwarzfahren erwischt. Dafür muss er sich seit gestern vor dem Landgericht verantworten. Schlimmstenfalls droht ihm sogar die dauerhafte Einweisung in die Psychiatrie.
Eigentlich hatte der Angeklagte beste Voraussetzungen, seine Familie hat einen Bauernhof. Doch mit 17 Jahren begann seine Drogen-Karriere, drei bis vier Joints rauchte er täglich. Später kamen auch noch Amphetamine hinzu. Schon ein Jahr später erlitt er seine erste Psychose und wurde eingewiesen.
Mehrere weitere Behandlungen folgten. Nachdem er die Werkstatt seines Onkels verwüstet hatte, bekam er Hausverbot auf dem Bauerhof. Darum war der 29-Jährige obdachlos, als er im Juni vor drei Jahren aus der Therapie entlassen wurde.
Wie der Angeklagte erklärte, hatte er Angst, in ein Wohnheim für Obdachlose zu ziehen: „Und ich wollte auch nicht im Park schlafen. Im Zug konnte mir nicht so viel passieren.“ Also begann er damit, in Zügen zu „wohnen“. Dabei war es ihm egal, ob die Fahrt von Düsseldorf nach Dortmund oder von Mönchengladbach nach Aachen ging: „Jeweils zwei bis drei Stunden konnte man da schlafen.“
Geweckt wurde der 29-Jährige regelmäßig von den Kontrolleuren. Rekordverdächtig war der 4. Oktober 2013: An dem Tag wurde er gleich bei vier Schwarzfahrten erwischt.
Inzwischen hat der Mann erneut eine Therapie gemacht und wohnt inzwischen bei seiner Freundin: „Ich möchte auch auf den ersten Arbeitsmarkt.“ Da schon seit längerer Zeit keine weiteren Anzeigen mehr eingingen, könnte er glimpflich davon kommen.