Serie Rundgänge in den Stadtteilen Urdenbacher Kämpe: Ein Ausflug in die Auenlandschaft

Der zweite Teil unserer Stadtteilrundgänge führt durch das Naturschutzgebiet Urdenbacher Kämpe.

Foto: B. Nanninga

Düsseldorf. In der letzten Woche führte unsere Serie zu den Kaiserswerther Festungswällen. Jetzt geht es tief in den Süden nach Urdenbach. Im 21. Jahrhundert kaum noch vorstellbar: Der beschauliche Ort am Rhein war einst eine wohlhabende Handelssiedlung. Das Töpferhandwerk blühte, seit 1555 ist Urdenbach auch als Gerichtssitz belegt. Das alte Gerichtsgebäude steht heute noch an der Urdenbacher Dorfstraße. Am Mühlenplatz klapperte noch bis in die 1960er Jahre eine Wassermühle, im dabei liegenden Hafen legten im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit Kauffahrer an. Heute wirkt es hier eher verschlafen.

Foto: klxm

Der kleine Ort ist dennoch Ausgangpunkt unseres Stadtteilspaziergangs - und das liegt an der sich im Süden anschließenden Natur. Auf den etwas höher gelegenen Flächen der Urdenbacher Kämpe gibt es Obstbaumwiesen, auf denen gelegentlich Rinder weiden, und in Richtung Monheim/Baumberg wird Getreide angebaut. Die tiefer gelegenen Flächen entlang der alten Rheinuferkante sind Auenlandschaft pur.

An den Bachufern brütet der Eisvogel, an den Gewässerrändern mit seinen Röhrichten und Weidengebüschen haben Löffelente, Graureiher und Flussregenpfeifer ihre Nester. Im Gelände findet man Nachtigall, Gänsesäger, Pirol, Krickente, Tafelente, Wachtelkönig, Wespenbussard, Zwergsäger, Schwarzmilan, Teichrohrsänger und andere seltene Vögel. Seit 1993 steht die Kämpe unter Naturschutz. Sieben Jahre später wurde sie wegen ihrer überregionalen Bedeutung in das europäische Naturschutz-System „Natura 2000“ aufgenommen und genießt seitdem internationalen Schutz.

Denn die Urdenbacher Kämpe ist eine der letzten, nicht eingedeichten und somit noch regelmäßig überfluteten Auenlandschaften am Niederrhein, die ihren Artenreichtum über viele Jahrhunderte entwickeln konnte. Daran konnte auch der Sommerdeich, der in den 1950er Jahren entlang dem Garather Mühlenbach zum Schutz der dahinter liegenden Landwirtschaft gebaut wurde, nicht viel ändern. Bei Spitzenhochwasser hieß es immer wieder in der gesamten Auenschleife „Land unter“. Was die Landwirte zwar ärgerte, die Biologen dagegen freute. Denn schon seit dem Ausbau der Düsseldorfer Uni zur Volluniversität war die Urdenbacher Kämpe wegen ihres tierischen und pflanzlichen Artenreichtums regelmäßiges Exkursionsziel der Biologen. Das hat sich in den letzten drei Jahren noch verstärkt. Damals wurde der Sommerdeich in der Höhe von Hellerhof und vor Urdenbach unterbrochen und damit dem Altrhein sein ehemaliges Überflutungsgelände zurückgegeben.

Seit der Entwicklung des Projektes „Auenblicke“ durch die Biologische Station in Haus Bürgel gibt es auch spezielle Rundwege durch die Kämpe, auf denen Naturfreunde das Gelände erkunden können. Sieben unterschiedlich lange Erlebnisrouten stehen zur Verfügung, Die kürzeste Tour ist 2,5 Kilometer lang und führt vom Wanderparkplatz am Baumberger Weg entlang einer Graureiherkolonie über den Ortweg zum Rhein. Bei Hochwasser entsteht hier eine Insel, „Orth“ genannt. Weiter geht es mit Rheinblick bis zur Mündung des Urdenbacher Altrheins. Am Rande von Urdenbach, dem „Dorf mit Herz“, führt der Weg zurück.

Wir wählen die mit zehn Kilometern längste Etappe. Hier gibt es zwei Varianten: Unter dem Stichwort „Natur pur“ führt diese Entdeckerroute Naturliebhaber über zumeist unbefestigte Wege quer durch die Urdenbacher Kämpe. In den Bürgeler Wiesen zaubern Wiesenkräuter wie Wiesenknopf und Bocksbart eine Vielfalt bunter Farben in die Landschaft. Im Herbst leuchten die zartlila Blüten der Herbstzeitlose. Über Felder führt der Weg an Haus Bürgel vorbei zum schattigen Auenwald. Zurück geht es durch Obstwiesen mit alten Apfel- und Birnbäumen und knorrigen Kopfweiden.

Die trockenere Variante heißt „Kämpe inklusiv“. Sie führt auf überwiegend befestigten Wegen auf dem alten Sommerdeich von Urdenbach nach Garath und Hellerhof und dann an der Monheimer Uferkante entlang. Wer auf dieser Route Haus Bürgel besuchen will, muss allerdings einen Abstecher einplanen. Und der ist absolut empfehlenswert. Denn das mittelalterliche Haus Bürgel ist ein Kuriosum: Seine Mauern stehen auf einem ehemaligen Römerkastell. Ein großes Hochwasser hatte im 14. Jahrhundert, vermutlich im Jahr 1374, die Anlage von der linken auf die rechten Rheinseite verlegt. Vater Rhein war eben schon damals unberechenbar.