Immer mehr Schwimmer verteilen sich auf weniger Bäder
In den letzten 20 Jahren verlor die Stadt unter dem Strich zwei Schwimmhallen. Jetzt gibt es Engpässe.
Düsseldorf. Durch die Schließung des Allwetterbades am Flinger Broich entstehen Engpässe in anderen Schwimmhallen — vor allem im Düsselstrand. Weil dorthin die meisten Schulgruppen verlagert wurden, hat die Bädergesellschaft die Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit wie berichtet stark eingeschränkt.
Auch Schwimmvereine beklagen immer öfter Engpässe. Martina Steiner, Vorsitzende der Freien Schwimmer, sagt: „Wir weichen mit unseren Kindergruppen etwa in das Bad in Bilk aus.
Dort schwimmen dann zwei Stunden lang 80 Kinder auf zwei Bahnen. Da kann man über die Köpfe gehen, ohne nass zu werden. Im Düsselstrand ist es ebenfalls sehr voll, weil ja die Schulen irgendwo hinmüssen.“ Insgesamt sei die Lage für die Sportstadt Düsseldorf „ein Armutszeugnis, zumindest für den Bereich Wassersport“.
Schon vor 20 Jahren geriet die Schwimmlandschaft in Bewegung, es kam zu einem „Bädersterben“. Gleich vier Hallen machten binnen drei Jahren dicht. Der Grund: Die Stadt steckte in weit größeren Finanznöten als heute, vor allem jedoch war Schwimmen nicht mehr in, wenn überhaupt, dann sollte es ein „Spaßbad“ sein.
Deshalb schloss 1992 das alte Bad an der Kettwiger Straße; 1993 folgten die Gerresheimer Schwimmhalle an der Märkischen Straße sowie die 25-Meter-Cabrio-Halle am Rheinstadion (das beliebte Freibad dort musste 1998 für eine Messehalle weichen).
Und im Oktober 1995 ging die fast 30-jährige Ära an der Grünstraße zu Ende — das legendäre Wellenbad mit dem 50- und einem 25-Meter-Becken sowie Sauna und Milchbar wurde zugunsten des Stilwerks abgerissen. Damit verschwand das einst größte Hallenbad Europas.
Für die Stadt war das ein lukratives Geschäft: Sie verkaufte das Areal in bester Kö-Nähe für über 100 Millionen Mark. Immerhin baute die Stadt in den Folgejahren drei neue Bäder: den Düsselstrand mit Erlebnisbereich, das Rheinbad und — als letztes 2008 — „Schwimm in Bilk“.
Macht unterm Strich einen Verlust von einem Bad, ohne Halle im Allwetterbad sogar minus zwei. Dafür soll es 2014 eine neue 50-Meter-Wettkampfhalle als Anbau beim Rheinbad geben. Die ist vor allem für die Vereine sehr wichtig. Steiner: „Ohne dauerhafte 50-Meter-Bahn werden wir Mitglieder verlieren, weil Leistungsschwimmer in andere Städte abwandern.“