Immobilien: Der Trend geht zum Öko-Büro
Ab 2019 müssen alle Gewerbe-Neubauten klimaneutral sein. Momentan haben erst neun Düsseldorfer Bürogebäude ein Ökozertifikat, weitere 18 warten darauf.
Düsseldorf. „Die größten CO2-Verursacher nach der Industrie sind die Immobilien.“ Laut Alexander von Erdély vom Immobiliendienstleister CBRE wird diese Erkenntnis in den kommenden Jahren zu den Top-Themen bei Investoren und Mietern gehören. „60 Prozent der Unternehmer sind bereit, mehr zu zahlen, um in ein grünes Gebäude zu ziehen. Das ist eine neue Entwicklung.“
Hochtief beispielsweise würde keine Gebäude mehr ohne ökologische Mindeststandards bauen, Unternehmen wie Siemens auf der anderen Seite ziehen nach Angabe des Immobilienexperten nicht mehr in Umwelt-Ruinen. Allerdings geht es nicht in erster Linie um ein grünes Bewusstsein. „Ein nachhaltiges Gebäude werde ich besser wieder am Markt verkaufen können“, so von Erdély. Auch Marcel Abel, Niederlassungsleiter des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle (JLL), bestätigt, dass Geldgeber keine grüne Brille aufhaben. „Banken sind nicht so, dass sie darauf anspringen. Da zählt noch immer der Cashflow.“ Und so erscheinen folgende Zahlen plausibel: Nur ein Prozent der deutschen Immobilien werden laut CBRE energetisch modernisiert.
Bei den Düsseldorfer Büroflächen ist die Quote etwas besser: Von 8,9 Millionen Quadratmetern sind nach JLL-Angabe rund 192 000 Quadratmeter zertifiziert (etwa zwei Prozent) und weitere 223 000 Quadratmeter (zusammen 4,5 Prozent) registriert. Verhalten reagierten laut von Erdély Investoren auch deshalb, weil der Zertifizierungsprozess hohen Anteil an den Mehrkosten bei der Sanierung hat. Laut Ingo Weiß von JLL liegen alleine die Kosten für Berater (von Leed, DGNB oder Breeam) zwischen 50 000 und 100 000 Euro.
Doch es gibt auch Planer, die nicht auf aktuelle Kosten schauen, sondern auf energetische Effekte. Beispiel Dreischeibenhaus: Nicht nur um ein Öko-Dokument in den Händen zu halten, soll das Wahrzeichen angeblich für 40 bis 50 Millionen Euro saniert werden. Dass sich dies rasch bewähren kann, zeigt Ingo Weiß am Beispiel des Empire State Buildings: Für 13,2 Millionen US-Dollar sei der Wolkenkratzer saniert worden. Jährliche Energiekosten in Höhe von 4,4 Millionen US-Dollar würden eingespart. Schon nach drei Jahren habe sich die Erneuerung also rentiert. Und: Spätestens 2019 müssten Neubauten per Gesetz so errichtet werden, dass sie CO2-neutral sind.
Doch es geht bei modernen Bürogebäuden längst nicht mehr nur um die richtige Dämmung: An der Kö 19 wird ein neues Gebäude hochgezogen, das künftig im Keller Stellplätze für Fahrräder, Duschen und Spinde haben soll. Umweltbewusste Angestellte gibt es offenbar immer mehr. Marcel Abel sieht auch darin einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. „Beim Kampf um die klügsten Köpfe hilft auch die Immobilie.“
Tatsächlich erkennen immer mehr Arbeitgeber in Zeiten steigenden Facharbeitermangels die Vorteile attraktiver Arbeitsplätze. Auch Vodafone auf dem neuen Campus in Heerdt: Dort können Mitarbeiter bald ein modernes Fitnessstudio unter Anleitung von drei Trainern umsonst nutzen. „Wir stehen in hartem Wettbewerb mit anderen Konkurrenten. Da sind die weichen Faktoren immer mehr von Bedeutung“, sagt Manager Ulrich Kerber.