Schützenfeste in Düsseldorf Rettung für die Rochus-Kompanie
Düsseldorf · Bei der St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Hamm gibt es ein System, das für viel Nachwuchs in den Kompanien sorgt. Die Jungschützen engagieren sich in vielen Bereichen in ihrem Ort.
Im Festzug der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Düsseldorf-Hamm zogen die Mitglieder der St. Rochus Kompanie an sechster Position mit. Es dauerte etwas, bis diese Abteilung des Hauptvereins an den Zuschauern vorbeigezogen war. Immerhin 33 Mitglieder tragen die grünen Uniformjacken und die grünen Hüte.
Das sah im März noch ganz anders aus. „Die Mitgliederzahlen in unserem Verein waren bis auf 13 herunter gegangen. Wäre es so weitergegangen, hätten wir den Laden über kurz oder lang schließen können“, sagt Rochus-Kompanie-Hauptmann Dieter Schmitz. „In unserer März-Versammlung haben sich aber auf einen Schlag 20 neue Mitglieder bei uns angemeldet.“ Nicht, dass die Rochus-Schützen eine große Werbekampagne gestartet hätten, oder mit Lockangeboten die Hemmschwelle, einem Schützenverein beizutreten, bei den 20 Hammern eingerissen hätten. „Bei der St. Sebastianus Schützenbruderschaft in Hamm gibt es die Junggesellen- und Jungmänner- Schützenkompanie. Das ist der Jungbrunnen für das gesamte Schützenwesen in Hamm“, erläutert Schmitz. „Irgendwann sind die Jungschützen zu alt für ihre Kompanie und diesmal ist ein Schwung ehemaliger Jungschützen bei uns eingetreten. Das hat das Überleben der St. Rochus-Kompanie gesichert.“
In Hamm kennt man sich untereinander, ist befreundet und einige der neuen Mitglieder haben zudem Verwandte in der Rochus-Kompanie. Grund genug, dort einzutreten und den erstmals im Jahr 1905 gegründeten und 1954 neu-gegründeten Schützenverein am Leben zu halten. „Das zeigt auch, dass Werte wie Gemeinschaftssinn, gegenseitige Unterstützung, soziales Engagement in Hamm noch gelebt werden“, freut sich Schmitz.
Die JüKo, so der kurze Rufname der Junggesellen- und Jungmänner- Schützenkompanie, ist trotz des „Massenverlustes“ nicht in ihrer Existenz gefährdet. „Die sind immer noch 54 Leute“, stellt Schmitz fest. Zu einer Palastrevolution führte die Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse in der Rochus-Kompanie indes nicht. „Sie lassen mich noch gewähren“, meint Schmitz augenzwinkernd. „Es ist eine sehr angenehme, sehr harmonische Truppe, die zu uns gekommen ist.“
Angenehm und harmonisch ging es auch in der Vorbereitung auf das Schützenfest zu. Beim Bau der Fackel, einem Mottowagen mit satirischer Darstellung lokaler Ereignisse, waren alle Neuen mit dabei, keiner hat sich gedrückt, sondern alle packten engagiert mit an. „Wir nehmen einen jungen Hammer Schützen aufs Korn, der beim Wildpinkeln von der Polizei erwischt wurde“, so der Hauptmann. „Und weil er nicht sofort auf die Ansprache der Ordnungshüter reagiert hat, durfte er sie auch noch ein Stündchen mit auf die Wache begleiten.“ Zwar sind die in Heim- und Hobbyarbeit entstehenden Fackeln nicht so filigran gearbeitet wie die von Satire-Künstler Jacques Tilly gestalteten Karnevalswagen im großen Düsseldorfer Rosenmontagszug, aber der Erkennungs- oder Wiedererkennungswert ist garantiert. „Der Sünder wird wissen, dass er gemeint ist“, so Schmitz.
Und weil die „Neuen“ ja schon seit einigen Jahren im Schützenwesen aktiv waren, wissen sie auch, dass es auch besonders darum geht, in der Nachbarschaft Gutes zu tun, soziales Engagement an den Tag zu legen. „Wir organisieren den alljährlichen Martinszug oder machen beim Dreck-weg-Tag oder dem Rhine Clean up mit“, zählt der Hauptmann nur drei Beispiele für das ganzjährige Engagement der Hammer Schützen auf. So werden wahrscheinlich am nächsten Samstag (9. September) einige Rochus-Schützen die Müllgreifer schwingen, denn dann steht der Rhine Clean up 2023 statt.