Gastkommentar Wenn die Stadt aus allen Nähten platzt: Düsseldorf braucht neue Ideen
Düsseldorf · Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür: Zeit, die Verkehrssituation in der Innenstadt zu thematisieren.
Der Einzelhandel hat schon Herzklopfen. Milliarden-Einnahmen erwartet er im Weihnachtsgeschäft.
Aber immer dann, wenn viele Kunden in einem begrenzten Zeitraum viel Geld bringen, brauchen vor allem Großstädte schnell den „Notarzt“. Von Infarkt und Kollaps ist die Rede, wenn nichts mehr geht. Kleine technische Pannen haben große Wirkung. Wenn alle Straßen verstopft sind und alle Parkhäuser dicht, zeigt der öffentliche Nahverkehr seine Stärken. Da geht meist immer noch was. Da ginge viel mehr, wenn es ein benutzerfreundliches Bezahlsystem gäbe.
Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es in der Weihnachtszeit wieder Schlagzeilen geben wird. Die Stadt an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit ruft nach „neuen Lösungen“. Erwartet wird ein sogenannter großer Wurf. Da reden Fachleute etwa von weniger Autos durch sogenannte Pförtnerampeln. Die Idee hat den 20. Geburtstag schon hinter sich. Neue Lösungen sind immer von Umbauten zu Lasten eines Anderen begleitet. Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer soll geschaffen werden. Keine Parkplätze mehr auf der Kö, lautet ein (umstrittener) Vorschlag.
Alles, was möglich ist oder möglich erscheint und am Ende dem Stadtklima zugutekommen soll, wird derzeit im Rathaus gesammelt. Taugt das für einen „großen Wurf“? Die Altstadtgemeinschaft zum Beispiel erwartet ihn. Aber bitte: Die Kernzelle der Stadt muss mit dem Auto erreichbar bleiben, sagen die Altstädter kategorisch. Hoteliers werden beipflichten. Keine Frage: Unterschiedliche Interessen stehen dem großen Wurf entgegen. Wollen wir im Ernst ein Ampelsystem schaffen, das die Zahl der Autos in der Stadt kontingentiert und Besucher – vielleicht gar solche mit dickem Portemonnaie – schon an der Peripherie blockiert? Sind Zwangsableitungen auf Großparkplätze eine Lösung, die Aussicht auf eine politische Mehrheit hätte?
Ich selbst mag an die große Lösung in einem nicht beliebig erweiterbaren Raum nicht glauben, weil Rechte einzelner Verkehrsteilnehmer zwangsläufig beschnitten werden müssen. Die große Lösung wird am Ende eine kleine sein. Aber wenn sie für eine Optimierung taugt, ist wenigstens etwas erreicht.
Wolfgang Rolshoven ist der Baas der Jonges.
Archivfoto: Purpar