Digitalwährung Warum ein Bitcoin-Experte einen Hörsaal füllt
Düsseldorf · Julian Hosp ist ehemaliger Kitesurf-Profi und Experte für Kryptowährung. 200 Leute haben seinen Vortrag in der Heine-Uni gesehen. Was fasziniert sie?
Die erste handvoll Besucher ist schon eine Stunde vor Beginn da. Im Hörsaal 5b der Heinrich-Heine-Universität baut Julian Hosp seinen Laptop auf und hält nebenbei Smalltalk mit den frühen Gästen. 25 Euro haben sie bezahlt, um bei der anderthalbstündigen Veranstaltung des 32-Jährigen dabei sein zu können. Als ein Besucher angesichts des leeren Saals erwähnt, dass ihm beim Kauf des Online-Tickets angezeigt worden sei, dass noch 140 Karten übrig seien, winkt Hosp ab. Das könne eigentlich nicht sein, sagt er.
Eine Stunde später sind fast alle 218 Plätze des Hörsaals besetzt. Das Durchschnittsalter der Besucher, die an diesem Dienstagabend in die entlegene Ecke des Campus gekommen sind, liegt irgendwo zwischen 25 und 40 Jahren. Geschätzt 90 Prozent sind männlich. Manche tragen Kapuzenjacke mit T-Shirt, andere Sakko mit Hemd. Hosp trägt T-Shirt und Sneaker. Er umreißt das Thema des Abends: Es geht um die Zukunft von Blockchain, einer Technologie, die unter anderem hinter der Digitalwährung Bitcoin steckt.
Hosp spricht komplett frei. Sein Auftritt erinnert an Vorträge der Reihe „TED-Talk“ oder an Neuheiten-Präsentationen von großen Technologieunternehmen. Hosp ist Auftritte vor Publikum gewohnt. Zwei Mal im Jahr tourt er als Redner durch den deutschsprachigen und englischsprachigen Raum. Nach Düsseldorf geht es für ihn und sein Team weiter nach Hamburg und Wien. Viele seiner Zuhörer kennen Hosp durch soziale Medien. Der Youtube-Kanal des Österreichers hat mehr als 80 000 Abonnenten, auf Facebook und Twitter folgen ihm zusammengerechnet weitere 36 000 Nutzer. Seit einem Gastauftritt des 32-Jährigen in einem Video mit den Rappern Sido und Kool Savas dürfte es auch einige Fünftklässler geben, die sein Gesicht und seinen Namen kennen.
Die Besucher am Dienstagabend erhoffen sich von Hosp vor allem Tipps zum Thema Digitalwährung. Zum Beginn fragt Hosp in die Runde, wer zu welchem Zeitpunkt erstmals in Bitcoin investiert hat. Die meisten Arme gehen beim Jahr 2017 hoch. Dem Jahr, als die Kryptowährung erstmals die Marke von 20 000 Dollar erreicht hat. In den Medien gab es zahlreiche Geschichten über Menschen, die plötzlich Millionäre geworden sind, weil sie früh genug in Bitcoin investiert haben und zum richtigen Zeitpunkt ihre Anteile verkauft haben. Doch auf die Euphorie folgte die Ernüchterung. In den vergangenen Wochen lag der Kurs zwischen 6000 und 7000 Dollar. „Wer damals dabei war, weiß, was Hype bedeutet“, sagt Hosp.
Anlageempfehlungen gibt der 32-Jährige seinen Zuhörern nicht. Wenn er Prognosen zu der Entwicklung von Kryptowährungen oder Geschäftsideen abgibt, weist er in seinem Vortrag darauf hin, dass es sich um seine Meinung handelt. Dennoch erreichen ihn Beschwerden von Menschen, die ihn dafür verantwortlich machen, Geld verloren zu haben. Etwa einmal pro Woche bekomme er eine solche Nachricht, sagt Hosp im Gespräch mit unserer Redaktion. Demgegenüber stünden eine Vielzahl von positiven Rückmeldungen. Er wolle die Leute ermutigen, sich detailliert zu informieren.
Hosp ist überzeugt von der Technologie, das stellt er deutlich heraus. „Ende 2025 gibt es mindestens eine Milliarde Menschen, die den Begriff Blockchain durch mich kennen und verstehen,“ heißt es unter dem Punkt „Meine Vision“ auf Hosps Internetseite. Understatement ist seine Sache nicht. Titel seiner Bücher lauten „25 Geschichten für mein jüngeres Ich“ oder „Grenzenlos erfolgreich – für vollkommene Zufriedenheit, absolutes Glück und ultimativen Erfolg“.
Schon vor seiner Karriere als Unternehmer und Redner hatte Hosp ein Leben, das nach bürgerlichen Maßstäben als erfolgreich gilt. Hosp war zehn Jahre lang Profi-Kitesurfer und schloss ein Medizinstudium ab, ehe er sich entschloss, sich beruflich dem Thema Kryptowährung zu widmen. Von der Begeisterung für die Kryptowährung profitiert Hosp. 2015 gründete er mit drei Partnern das Start-up TenX, dessen Präsident er ist. Das in Singapur ansässige Unternehmen vertreibt unter anderem Kreditkarten, mit denen man Digitalwährungen ausgeben kann.
Viele Zuhörer bleiben nach dem Vortrag im Hörsaal. Sie lassen sich Bücher signieren und posieren mit Hosp für Fotos.