Betreuung Kitaplatz-Suche in Düsseldorf: Personalnot verschärft das Problem

Düsseldorf · Trotz neuer Kitas wird es im kommenden Kitajahr wieder rund 2000 Kinder geben, die keinen Platz bekommen. Hinzu kommt der Fachkräftemangel.

Einen Platz in einer Kita zu bekommen, ist gar nicht so leicht.

Foto: Julian Stratenschulte

Kitas leiden besonders in Nordrhein-Westfalen massiv unter den Folgen von Personalnot. Das geht aus einer Studie des Verbandes für Bildung und Erziehung (VBE) hervor, die jüngst beim Deutschen Kitaleitungskongress in Düsseldorf vorgestellt wurde. Bundesweit sind mehr als 2600 Kita-Leitungen gefragt worden, wie sich der Personalmangel auf die Arbeit in der Einrichtung auswirkt. In NRW ist die Lage laut (VBE) besonders „alarmierend“: Der Anteil der Kitas mit Personalmangel liegt mehr als fünf Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Auch bei der Nachbesetzung von offenen Stellen schneidet NRW schlechter ab als der Bundesdurchschnitt: In mehr als 18 Prozent der Fälle dauert es laut Studie länger als sechs Monate, eine offene Stelle zu besetzen. Im gesamtdeutschen Schnitt sind es zwölf Prozent. Der Fachkräftemangel wirkt sich laut Studie auf den direkten Alltag der Kitas aus: So sagen drei von vier Kita-Leitungen in NRW, dass sie Angebote wie Ausflüge für Kinder vorübergehend reduzieren müssen.

Auch in Düsseldorfer Kitas spitzt sich der Personalmangel zu. In jeder der 14 Kitas des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) fehlen im Schnitt zwei Erzieher. „Wir spüren den Fachkräftemangel ganz massiv“, sagt Jasmin Schürgers, Sprecherin des DRK. Auf zwei bis drei Stellen komme ein Bewerber, die Besetzung einer Stelle dauere bis zu einem halben Jahr. Im Juni soll eine weitere Einrichtung des Trägers in Lichtenbroich öffnen. Die Suche nach Personal dafür läuft auf Hochtouren. Mittlerweile sei Personal für zwei der insgesamt vier Gruppen sowie die Kita-Leitung gefunden worden. Und die Sprecherin ist zuversichtlich: „Wir werden auf jeden Fall pünktlich öffnen.“

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, versucht das DRK, sich von anderen Trägern abzugrenzen und besondere Anreize zu schaffen. „Wir müssen aus der Masse hervorstechen“, sagt Jasmin Schürgers. So lockt das DRK Erzieher mit Jahressonderzahlungen, betrieblicher Altersversorgung, Fortbildungen, Vergünstigungen bei Mitgliedschaften im Fitness-Studio oder beim Ticket-Abo im ÖPNV. In verschiedenen Kitas sei auch ein Massageangebot getestet worden, über das Angebot einer Umzugshilfe wird aktuell nachgedacht. „Wir versuchen alles, um Erzieher zu werben und sie dann auch zu halten“, so die DRK-Sprecherin.

Die Diakonie muss auf Zeitarbeitsfirmen ausweichen

Auch andere Träger spüren den Fachkräftemangel, wenn auch nicht in diesem Ausmaß. Bei der Diakonie sind von 600 Mitarbeitern aktuell 19 Erzieher-Stellen und acht Stellen für sogenannte Ergänzungskräfte ausgeschrieben. Zum Füllen dieser Lücken greift auch die Diakonie auf Fremdkräfte von Zeitarbeitsfirmen zurück. „Die Stellen sind also nicht unbesetzt“, betont Pfarrer Thorsten Nolting. Daher müssten personalbedingt auch keine Ausflüge gestrichen, Projekte abgesagt oder Gruppen reduziert werden. „Es sei denn, es gibt eine Krankheitswelle. Wir sind so eng gestrickt, dass wir das dann nicht abfedern können.“

Der Träger hat in den vergangenen Jahren gut geplant: 40 Berufspraktikanten stehen in den Startlöchern, um im neuen Kitajahr alle Fremdkräfte abzulösen. Sie alle haben bis dahin eine praxisintegrierte Ausbildung (PIA) zum Erzieher in einer Diakonie-Einrichtung absolviert. Die Strategie, auf interne Ausbildung zu setzen, hat das Budget zwar strapaziert, sie macht sich nun aber bezahlt“, sagt Nolting.

Auch in den städtischen Kitas ist die Situation vergleichsweise entspannt: Im März waren laut Stadt von insgesamt 1126 Stellen im Bereich der Tageseinrichtungen 70 Stellen unbesetzt. Das entspricht einer Besetzungsquote von 94 Prozent. Für 30 dieser Stellen ist bereits die konkrete Besetzung durch eine Person geplant. Hinzu kommt, dass rund 100 Praktikanten und Auszubildende jedes Jahr von der Stadt auf freie Stellen übernommen werden.

Nichtsdestotrotz wirbt auch die Stadt weiter um Erzieher. Auch sie hat einige Anreize im Angebot, darunter eine unbefristete Einstellung, Jahressonderzahlungen, Supervisionen und, entsprechend vorhandener Kapazitäten, Kita-Plätze für den Nachwuchs des Personals.