Klimafolgenmonitoring Klimawandel - Diese Exoten leben in Düsseldorfs Pflanzen- und Tierwelt

Düsseldorf · Von der Tomate bis zum Papagei: Das Umweltamt dokumentiert die Veränderung des Artenspektrums in Düsseldorf.

Die Halsbandsittiche leben seit Jahren in Düsseldorf, vor allem in den Bäumen an der Königsallee gefällt es ihnen.

Foto: picture alliance / Martin Gerten/Martin Gerten

Rote Tomaten am Rheinufer, grüne Papageien-Schwärme an der Königsallee, gelbliche Heuschrecken im Eller Forst: Der Klimawandel hat Düsseldorf verändert. Neue Tier- und Pflanzenarten haben sich in der Stadt entwickelt und angesiedelt, andere kommen durch die steigenden Temperaturen in Schwierigkeiten und verschwinden. Seit zehn Jahren führt das städtische Umweltamt mit der Biologischen Station Haus Bürgel ein sogenanntes Klimafolgenmonitoring durch, unter anderem am Rhein und in Hubbelrath. Im Umweltausschuss legten Gründezernentin Helga Stulgies und Tobias Krause von der Unteren Naturschutzbehörde jetzt eine aktuelle Zusammenfassung vor.

Der allgemeine Trend ist klar: Wärme liebende Arten treten vermehrt in der Stadt auf, Kälte bevorzugende Arten werden seltener. Kein Wunder, ist doch die Jahresdurchschnittstemperatur in Düsseldorf seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 um mehr als ein Grad Celsius angestiegen. 2018 lag die mittlere Jahrestemperatur bei über 12 Grad, das ist der höchste jemals in Düsseldorf gemessene Wert.

Exotische Insekten werden über Frachtcontainer importiert

Im Detail zeigt sich, dass neue Pflanzenarten, die unter anderem über den internationalen Warentransport nach Düsseldorf gelangen, bereits einen Anteil von mehr als 30 Prozent an der Artenvielfalt in den Untersuchungsgebieten am Rhein ausmachen. Besonders klar ist der Befund bei den Flechten, einer Symbiose aus Pilz und Alge. In Düsseldorf wachsen mehr und mehr Flechten, die für gewöhnlich in Süd-Frankreich anzutreffen sind.

Das Taubenschwänzchen ist hier heimisch geworden.

Foto: Stadt Düsseldorf/Umweltamt, Stadt Düsseldorf

Aus dem Mittelmeerraum wandern neue Insekten wie die Feuerlibelle ein, via Schiffe und Flugzeuge importiert werden auch andere exotische Arten. Meist reisen sie in Frachtcontainern ein. Die Tigermücke allerdings ist hier noch nicht aufgetaucht, berichtete Krause, Freiburg aber habe sie schon erreicht. Neue Heuschrecken-Arten dagegen kommen hier bereits vor, etwa im Eller Forst.

Der lange Untersuchungszeitraum über mehrere Jahre ist unabdingbar, um mögliche andere Ursachen für die Veränderung von Pflanzen- und Tierwelt ausschließen zu können: „Denn ein Grund dafür kann auch zum Beispiel ein verändertes Nahrungsangebot sein“, sagt Umweltamtsleiter Thomas Loosen.

Auch die Feuerlibelle ist in Düsseldorf eingewandert.

Foto: Stadt Düsseldorf/Umweltamt Düsseldorf

Klimabedingte Bestandsänderungen bei Schmetterlingen und Vögeln sind in Düsseldorf bislang nicht so eindeutig zu erkennen. Aber auch bei diesen Arten sind Veränderungen nachweisbar: Die Halsbandsittiche, Düsseldorfs grüne Papageien, vermehren sich sehr erfolgreich und gehören ebenso zu den „Klimagewinnern“ wie die Nilgänse. Für viel Parkbesucher allerdings bringen sie eine unschöne Nebenwirkung mit ins Stadtgrün – den Gänsekot. Auch das Taubenschwänzchen, der „Kolibri unter den Nachtfaltern“, ist mittlerweile in Düsseldorf heimisch geworden.

Die Ergebnisse der Monitoringuntersuchungen können als wissenschaftliche Grundlage für Maßnahmen dienen, die die Abmilderung der negativen Folgen des Klimawandels auf die Pflanzen- und Tierwelt einschließlich des Menschen zum Ziel haben, heißt es im Fazit des aktuellen Berichtes. Dies könnten zum Beispiel ein verbesserter Biotopverbund oder effiziente Frischluftschneisen für die „überwärmte Innenstadt“ sein.