Koeps Kino
<h2>Docteur KnockFeelgood bis der Arzt kommt! Der „Arzt mit gewissen Nebenwirkungen“ (so der Untertitel) will einfach nur ein Gute-Laune-Drops sein. Und dafür ist er mit Omar Sy, dem Sorglos-Kumpel aus „Ziemlich beste Freunde“, auch zielsicher besetzt: Der Mann strahlt, was das Zeug hält und spielt seinen Filou-Charme bewährt aus.
Doch alles andere an dieser leichten Provinz-Posse kann man nur kopfschüttelnd als grenzenlos leichtfertig bezeichnen.
Die Romanvorlage aus dem Jahre 1923 erzählt im Kontext des aufstrebenden Faschismus von einem skrupellosen Ganoven, der den Beruf des Arztes benutzt, um seinen Patienten möglichst viel Geld abzuknöpfen. Weshalb Regisseurin Lorraine Lévy diese Geschichte in das Frankreich der frühen 50er Jahre übertrug und zudem die Titelrolle mit einem Schwarzen besetzte, mag nachvollziehen wer will. Jedenfalls lächelt der gute Omar Sy alle Vorbehalte gegen einen Schwarzen als Arzt in der dörflichen Provinz weg und verdreht den Damen noch dazu den Kopf. Rassismus ist bekanntlich in Frankreich noch nie ein Problem gewesen, das man nicht mit gutem Aussehen und Charme überstrahlen konnte. So zumindest das selbstgefällige Feelgood-Fazit des seichten Streifens.
Metropol, täglich 19 und 21.30 Uhr (Montag um 21.30 Uhr im frz. OmU)
Zu schön um wahr zu sein. James Ivory („Zimmer mit Aussicht“) feierte in den 80er Jahren Erfolge mit Filmen, in denen schöne Menschen in schönen Kleidern und schöner Umgebung schöne Dinge tun. Einiges davon — auch die Handlungszeit — findet sich auch in seiner Bearbeitung des Romans von André Aciman, die nun unter der Regie von Luca Guadagnino ins Rennen um die Oscars geht.
Der 17jährige Elio ist vielsprachig im gediegen-gebildeten Elternhaus am Gardasee aufgewachsen. Er liest alte Philosophen und interessiert sich für klassische Musik — nur für seine Altersgenossen interessiert er sich nicht.
Als eines Tages der smarte amerikanische Student Oliver als Gast auftaucht, ist Elio irritiert. Trotz der etwas ruppigen Art des älteren Oliver fühlt er sich unweigerlich von ihm angezogen, doch Oliver hält ihn auf Distanz...
Die Leidenschaft in diesem bildungsbeflissenen Coming-Out-Melodram ist so dezent wie das Postkarten-Ambiente.
Cinema, Vorpremiere am Montag um 19 Uhr (engl. OmU)
Die Stumme und das Biest. In die paranoide Hochzeit des Kalten Krieges komponierte der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro seine melodramatische Außenseiter-Liebesgeschichte, die dieses Jahr als heißer Anwärter ins Oscar-Rennen geht. Die Entdeckung eines geheimnisvollen Amphibienmonsters in den Gewässern des Amazonasurwaldes ruft das Militär auf den Plan. Streng geheim will die US-Army den Kiemenmann studieren, um daraus militärischen Nutzen zu ziehen. Dabei geht der Haudegen Strickland alles andere als sanft mit dem mysteriösen Wesen um. Das bemerkt die stumme Elisa, die nachts das Labor putzt. Die einsame Frau fühlt sich magisch angezogen von dem Froschmann und entdeckt seine sensible Seele, eine zarte Liebesgeschichte entwickelt sich. Als Strickland plant, das Wesen sezieren zu lassen, tut sich die verzweifelte Elisa mit dem Wissenschaftler Hoffsteter zusammen und befreit den Geliebten aus dem Labor und löst damit die rücksichtslose Fahndung Stricklands aus. Irgendwo zwischen Jack Arnolds legendärer B-Film-Kreatur aus „Der Schrecken des Amazonas“ und den „Area 51“-Verschwörungstheorien siedelt del Toro die Wasser-Romanze als Satire auf die selbstzufriedenen USA der frühen 1960er Jahre.
Cinema, täglich (außer Mittwoch) 16.30 und 19 Uhr, um 21.30 Uhr jeweils im engl. OmU
Vor 30 Jahren machte der Film mit seiner kompromisslosen und unspekulativen Gewaltdarstellung Furore. Das zog nicht nur diverse Indizierungen sondern auch eine „Serial Killer“-Filmwelle (u.a. „Natural Born Killers“) nach sich. Basierend auf der Geschichte von Henry Lee Lucas und dessen Geständnissen (insgesamt über 3000 Morde, die freilich überwiegend nachweislich nie geschehen sind), erzählt die Low-Budget-Produktion von John McNaughton in beklemmenden Schwarz-Weiß-Bildern von einer freudlosen Welt. Und die Titelfigur, so schrieb damals ein Kritiker, ist eigentlich kein schlechter Kerl — außer wenn er mordet. Und das tut er nun mal ziemlich oft (die einschlägigen „bodycount“-Listen geben 13 Morde von ihm an). Also ein würdiger „Grenzgänger des Kino“.
Metropol, Freitag 23.30 Uhr in der Reihe „Mitternachtskino“