Konjunktur für Kaffeeröstereien
Immer mehr Läden setzen auf eigene Röstung und hohe Qualität. Das kommt gut an.
Den 69 Kilogramm schweren Jutesack mit den grünen Kaffeebohnen zu stemmen war für die zierliche Olga Gallina anfangs gar nicht so einfach. Jeden Tag röstet sie in ihrem Geschäft an der Schwerinstraße zwei Säcke Kaffeebohnen. „Ich habe mittlerweile eine Sackkarre und einen Hubwagen, jetzt komme ich ganz gut zurecht.“ Olga Gallina ist 42 Jahre alt. Die gebürtige Kirkisin hat vor sechs Jahren in Pempelfort ihre eigene Privatrösterei eröffnet, nachdem sie sich zur Barista und Rösterin fortgebildet hatte.
Mitten im Raum dröhnt die knapp zwei Meter hohe Röstmaschine. „Für mich ist das kein Lärm, sondern die Melodie der Bohnen“, sagt sie. Sechs Kilo grüne Kaffeebohnen hat sie soeben durch einen Trichter in die Maschine gefüllt. Nun lässt die Hitze die Bohnen durch die Trommel fliegen. Drinnen knackt es, weil die Häutchen der Bohnen platzen. Olga Gallina schaut auf ihre Uhr, aber eigentlich entscheidet sie nach Gefühl, wann genau der Kaffee nach 20 bis 30 Minuten reif ist, um ins Sieb zum Abkühlen abgelassen zu werden. Immer wieder prüft sie über einen Schieber, wie braun die Bohnen sind. „Ich kann riechen, ob die Bohnen fertig sind.“
Industriell gerösteter Kaffee werde nur zwei bis drei Minuten, jedoch doppelt so heiß geröstet, erzählt Gallina. Den aromaarmen Industriekaffee mag sie gar nicht. 30 Sorten hat sie im Angebot von Farmern aus der ganzen Welt, wie sie betont. Indien, Äthiopien, Kuba, Kolumbien und auch aus Bali wird sie derzeit beliefert. Ein Pfund gibt es röstfrisch ab 9,80 Euro.
Die Kaffee Privatrösterei im Düsseldorfer Norden ist eine von derzeit elf Röstereien, die sich in der Landeshauptstadt etabliert haben und sie haben Konjunktur. Deutschlandweit gibt es nach Auskunft der Deutschen Röstergilde rund 750 kleine handwerkliche Röstereien — Tendenz steigend.
Marko Szymczak (36) bietet seit einem Jahr im Kaffeehandwerk an der Birkenstraße seine eigene Röstung an. Dass es mittlerweile recht viele Mitbewerber hier gibt, stört ihn nicht: „Es gibt noch so viele Gastro-Betriebe im Stadtgebiet, die bislang mit schlechtem Kaffee beliefert werden, da ist noch eine Menge Potenzial.“ Tamas Fejer ist Diplom-Kaufmann und leidenschaftlicher Kaffeetrinker. Aber schon als Student litt er nach dem Kaffeegenuss unter Sodbrennen. „Mit einem alten Handröster aus der Kaiserzeit habe ich mir damals meinen eigenen Kaffee geröstet“, erzählt er. Vor elf Jahren hat er sich vom Banker-Dasein verabschiedet und in Österreich zum Chef-Diplom-Kaffee-Sommelier weiterbilden lassen. In Oberkassel betreibt er seither seine Kaffeeschmiede, in Heerdt hat er zudem eine Rösthalle.
Eine Tonne Bohnen röstet er jeden Monat. Die Ware kommt aus Afrika, Mittelamerika und Asien und wird zum Preis zwischen 19 und 28 Euro pro Kilo verkauft. „Privatröstereien liegen im Trend und es werden immer mehr. Die Verbraucher sind auf den Geschmack gekommen und werden wählerisch.“
Von gutem Kaffee könne man bedenkenlos viel trinken, auch am Abend. „Es gibt nur zwei bedeutende Bohnen-Sorten, Arabica und Robusta.“ Die Arabica-Bohne, die im Hochland ab 1000 Metern Höhe wachse, habe nur halb so viel Koffein wie die Robusta-Bohne, die in niedrigeren Gefilden gedeihe. Je besser ein Kaffee geröstet sei, desto mehr werde die Chlorogensäure im Kaffee reduziert. Das sei wiederum wichtig, weil Chlorogensäure den Wirkstoff Koffein potenziere.
Der gelernte Elektrotechniker Jörg Plümacher (50) betreibt seit acht Jahren die Röstzeit an der Oststraße, einen zweiten Laden hat er jüngst in Hilden eröffnet. Ab elf Euro gibt es bei ihm 500 Gramm, der feine Jamaika Blue Mountain kostet stolze 17,50 Euro für 125 Gramm.
„Kapsel-Kaffee kostet im Kilo sogar 55 Euro, aber das rechnet so kaum jemand um!“, sagt er. „Und wenn die Verbraucher wüssten, was bei der industriellen Kaffee-Ernte alles im Mähdrescher landet, würde ihnen der Durst vergehen.“ Und wie trinkt man guten Kaffee? „Jeder wie er mag“, antwortet Plümacher. „Ich trinke ihn am liebsten schwarz und er schmeckt sogar auch kalt noch richtig gut!“.