Düsseldorf. Never change a winning concept! Verändere niemals ein gut gehendes Konzept! Das haben sich die Gastro-Zwillinge Kerstin Rapp-Schwan und Axel Schwan gedacht. Aus ihrem Bar-Restaurant-Mix "Olives" im Stilwerk wird bis Ende Juli ein neuer "Schwan", der dritte in der Stadt. "Wir sind sehr glücklich über den großen Zuspruch, den unseren beiden Schwäne erfahren", sagt Kerstin Rapp-Schwan. "Wir sehen die Konzentration auf dieses Gastro-Konzept als richtigen Schritt für die Zukunft." Never Change an winning concept!
Diesen Satz dürfte auch Rainer Spenke, Dehoga-Geschäftsführer, unterschreiben. "Auch in diesen Zeiten lässt sich in der Gastronomie Geld verdienen", sagt Spenke. Mit den richtigen Ideen, am richtigen Standort, mit den richtigen Leuten. Oft müsse er bei seinen Beratungen Gastro-Novizen in ihrem Elan bremsen, um eine vorhersagbare Pleite zu verhindern. "Die Zugangsvoraussetzungen für die Selbstständigkeit in der Gastronomie sind nicht besonders hoch." Wer nichts auf dem Kerbholz hat, einen Geldgeber und an einem Vormittag den "Frikadellenschein" - eine Belehrung über den Umgang mit Lebensmitteln - absolviert, kann im Prinzip loslegen.
Aber auch ausgemachte Gastro-Profis kommen in Schwierigkeiten. Jüngstes Beispiel: Die Hafenperle, im ehemaligen mk-2, über die in einer Handelsauskunft zu lesen war: Angeschossen! Was meint, dass ein Insolvenzeröffnungsverfahren läuft. Schon bei der Eröffnung vor zwei Jahren, fragten sich Kenner, ob das gutgehen könne. Der Laden gilt wegen seiner Größe und Lage als schwer bespielbar. Der Betrieb läuft weiter, Gäste bekommen von der drohenden Pleite erstmal nichts mit. Das haben sie auch nicht bei zwei stadtbekannten China-Lounges, die trotz drohender Pleite weiter selbstgezogene Nudeln unters Volk bringen.
Das Konzept der "Hafenratten", so nennt sich die Gesellschaft hinter der Hafenperle, galt als tragfähig: Hochwertige Speisen, Ambiente mit Blick ins trübe Hafenwasser. Das Ambiente war wohl auch nicht das Problem im Flingeraner Restaurant Architektur & Esskultur. Dort steigt jetzt Caterer Georg Broich (u.a. In-Treff, Nürburgring, Jahrhundert-Halle) ein. "Unser Wunschpartner" erklärten die Architekten Petra Sievert und Gerhard Leistner. Offensichtlich mussten beide erkennen, dass das Überleben in der Gastronomie trotz pfiffigen Konzepts eher ein Kampf als ein fröhlicher Spaziergang ist.
Laut Spenke liegt die Wechselquote in Düsseldorf bei 25Prozent, sprich: ein Viertel der Wirte und Gastgeber werfen die Küchenschürze. Neben fehlendem Know-How und Ideenlosigkeit spucken ihnen Wirtschaftskrise, das maue Messejahr 2009 und das Nichtraucherschutz-Gesetz in die Suppe. Ideenlosigkeit wird den Schwan-Zwillingen niemand unterstellen können. Aus dem schicken Olives wird jetzt der Schwan, mit Wohnzimmer-Flair. Das Konzept scheint ja anzukommen.