Krimiführer: Von der Entführung eines Königs bis zum Mord im Medienhafen
Die Stadtführerin Anke Pfennig hat mehr als 70 der spannendsten Kriminalfälle Düsseldorfs in einem Buch herausgebracht.
Düsseldorf. „Dem Zimmermädchen, das Freitagmorgen am 20. Januar 2012 gegen 9.30 Uhr eine Suite im sechsten Stock des Hotels Radison Blu an der Hammer Straße im Medienhafen reinigen wollte und die Tür öffnete, bot sich ein Anblick des Grauens. Es fand den leblosen Körper einer Frau, blutüberströmt und nahezu völlig entkleidet. Sie trug nur noch Socken.“
In Anke Pfennigs kürzlich veröffentlichten Krimiführer „Schmuggler, Henker, Serienmörder“ werden einige der spektakulärsten Verbrechen in Düsseldorf und ihre Schauplätze anhand eines Stadtrundgangs aufgearbeitet.
Dabei geht es aber nicht nur um so aktuelle Fälle, wie dem Mord im Medienhafen — der älteste Fall in ihrem Buch ist aus dem Jahr 1062, als der damals elfjährige Heinrich IV., der letzte König des römisch-deutschen Mittelalters, in Kaiserswerth entführt wurde.
Angefangen hat das Interesse für Düsseldorfer Kriminalgeschichten bei der 68-Jährigen nach einem Besuch im schottischen Edinburgh. „Bei einem Spaziergang durch die Stadt sind wir da auf einen als Geist verkleideten jungen Mann gestoßen, der Teil einer nächtlichen Stadtführung war und die Touristen erschrecken sollte“, erzählt Pfennig. „Danach habe ich mich dann mal informiert, was es auf dem Gebiet eigentlich über Düsseldorf zu erzählen gibt“, sagt sie.
Seit mittlerweile sechs Jahren bieten sie und ihr Mann Arnulf Pfennig nun die Krimiführungen an. „Das sind immer die am besten besuchten unserer Führungen“, sagt sie. „Die Menschen interessieren sich einfach für Kriminalgeschichten.“
Die Idee für das Buch kam allerdings nicht von ihr selbst, sondern vom Mitteldeutschen Verlag. Einerseits waren sie über die Stadtführungen auf Anke Pfennig aufmerksam geworden, andererseits hatte sie bereits 2006 ein Heft mit dem Titel „Geister, Mörder und Schamanen“ herausgegeben.
Auch darin geht es um „Das gruselige Düsseldorf“ — allerdings basieren diese Geschichten nur teilweise auf den tatsächlich passierten Ereignissen, einen Großteil der Handlung hat sich Pfennig selbst ausgedacht.
Ihr Stadtführer „Schmuggler, Henker, Serienmörder“ führt den Krimiinteressierten dabei fast durch die ganze Stadt. „Der Verlag hat großen Wert darauf gelegt, dass ich über möglichst alle Stadtteile schreibe“, sagt die Autorin.
Der Norden wird dabei vom Nordfriedhof und der „Ulmer Höh“ — wo unter anderem der Serienmörder Peter Kürten zu Beginn des 20. Jahrhunderts hingerichtet wurde — geprägt, im Süden geht es unter anderem um Elisabeth Freiin von Plotho, deren Ehe-Skandal auf Schloss Benrath als Vorlage für Theodor Fontanes „Effi Briest“ hergehalten haben soll.
Für Pfennig ist dies auch eine der Geschichten, die sie am liebsten geschrieben hat. „Eigentlich habe ich aber keine wirklichen Lieblingsfälle“, sagt sie. „Alles war sehr interessant zu recherchieren.“
Trotzdem — einzelne Geschichten stechen auch für die Autorin heraus. Zum Beispiel die Suche nach dem Düsseldorfer Richtschwert, das heute im Deutschen Klingenmuseum in Solingen liegt. „Ich habe durch meine Buchrecherchen mit der Hilfe des Düsseldorfer Stadtarchivs davon erfahren, dass das Schwert überhaupt noch existiert, und bin dann direkt hingefahren“, erzählt sie. „Das war schon sehr beeindruckend.“