Musik Am Opernhaus wurde es zum Jahreswechsel „Very British“

Düsseldorf · Das Programm des Silvesterkonzerts nahm den Brexit und die letzte Saison des britischen Operndirektors Stephen Harrison zum Anlass für den Schwerpunkt.

Silvesterkonzert der Deutschen Oper am Rhein im Opernhaus Düsseldorf zum Jahreswechsel 2019/20. Ensemble und Stephen Harrison (rechts) beim Schlussapplaus.

Foto: Laki

Rund um den Jahreswechsel gehört es für viele Menschen dazu, sich auch musikalisch vom alten Jahr zu verabschieden oder das neue Jahr mit Klängen zu begrüßen. Da findet sich meist das geeignete Programm für jeden Geschmack.

So gab es auch dieses Jahr etwa in der Tonhalle ein Silvesterkonzert, diesmal ganz im Zeichen Beethovens unter Christoph Sperings Dirigat mit dem Neuen Orchester und dem Chorus Musicus Köln. Am Neujahrstag spielten die Düsseldorfer Symphoniker ihr Neujahrskonzert mit einem bunten Programm der japanischen Geigerin Fumiaki Miura als Solistin. Am Pult stand Alpesh Chauhan und auch Ars Musica, beispielsweise, präsentiert gemeinsam mit Franz Lamprecht und der russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg einen bunten musikalischen Strauß zum neuen Jahr.

In diese schöne Mischung an kunstmusikalischen Jahreswechselerlebnissen gesellte sich auch das Silvesterkonzert an der Deutschen Oper am Rhein. Das Opernhaus an der Heinrich-Heine-Allee beschloss 2019 – begründet durch mehrere Anlässe – mit einer Hommage an Großbritannien. Einerseits gab der nun wahrscheinlich wirklich nahende Brexit einen politisch gesellschaftlichen Zündfunken, um sich mittelbar oder auch unmittelbar musikalisch der britischen Insel zu widmen, andererseits gab es auch einen persönlicheren Grund. Denn der langjährige Operndirektor des Hauses – selbst Brite – Stephen Harrison wird nach dieser Spielzeit in den wohlverdienten Ruhestand gehen, feiert sozusagen seine Abschiedssaison. Als Verneigung vor seinem Wirken am Haus gestaltete man also unter der inspirierten und wunderbar wandlungsfähigen Leitung von Generalmusikdirektor Axel Kober ein spezielles Programm. Die Düsseldorfer Symphoniker begleiteten dabei die hervorragend gestimmten Solistinnen und Solisten des Opernensembles durch eine vielseitige Reise auf die britische Insel und darüber hinaus.

Adela Zaharia – vom Publikum gefeiert – bezauberte mit der Arie der Lucia aus Lucia di Lammermoor, weitere britisch gefärbte Themen, neben Donizetti, etwa aus der Feder von Flotow, mit seiner Martha, von Marschner oder Richard Strauss beflügelten die Interpreten zu schönen Auftritten. Wir hörten Bogdan Baciu, Sylvia Hamvasi, Anna Harvey, Jussi Myllys oder auch Elena Sancho Pereg, Lavinia Dames, Dimitri Vargin, Günes Gürle, Sami Luttinen und Jorge Espino bisweilen mit viel Leidenschaft oder auch Witz. Dem Humor gehörte vor allem der zweite Teil des Abends, der sich der britischen komischen Oper von Arthur Sullivan – bekannt unter dem Schlagwort Gilbert und Sullivan – widmete. Hier standen Susan Maclean und Florian Simson im Fokus und – Harrison selbst, der den Abend moderierte, sich aber bei der Ouvertüre zu „The yeomen of the guard“ auch als ein hervorragender Dirigent zeigte. Die Idee kam übrigens von Kober, Harrison, der trotz seiner Aufgaben als Operndirektor stets auch immer ein Musiker geblieben sei, an das Pult zu bitten. Ein schöner Moment – Harrison war die Freude sichtlich anzumerken.

Ganz leichte Muse indes gab es zum Finale, mit Frederick Loewes „My fair lady“, bei dem sich sowohl die Sänger als auch Dirigent Kober und seine Symphoniker von ihrer charmant süßlichen Seite zeigten. So qualitätsvoll und vor allem stilsicher kann ein Musical klingen, wenn es von Meistern wie den Akteuren der Deutschen Oper am Rhein interpretiert wird. Hier konnte auch Ramona Zaharia ihre Kunst zeigen.

Schlussendlich musste allerdings dieser Abend „very british“ beschlossen werden. Sodass als Zugabe „Pomp and Circumstance Marches“ – vor allem bekannt aus der „Last Night of the Proms“ – erklang.

Für das Jahr 2020 bleibt uns für das Opernhaus Düsseldorf zu wünschen, dass es schließlich eine verlässliche Perspektive für das Gebäude und dessen Zukunft, wie immer es auch aussehen mag, gibt. Sodass man sich ganz und gar dem widmen kann, was ein solches Haus ausmacht: gutes, unterhaltsames und zeitgleich kunstvolles Musiktheater.