Ausstellung: Der Himmel unter der Erde

Björn Dahlem verwandelt die Tunnelröhre des KIT.

Düsseldorf. Björn Dahlem ist einer der wenigen lebenden Künstler, die zur Quadriennale eingeladen wurden und dessen Ausstellung auch erfolgreich ist. Der 36-jährige Berliner gilt als Hoffnungsträger für eine Bildhauerei der Zukunft.

Er hat die graue, abschüssige, lange Tunnelröhre des KIT in eine Landschaft mit Inseln, Türmen und Felsen verwandelt und taucht sie in gleißendes Licht. Mit Überziehschuhen läuft der Besucher über Styropor- und Textil-Aufbauten, wo die fragilen Gebilde in den Glasgehäusen stehen. Niemand darf sie berühren, jedermann kann sie bestaunen.

Nicht nur mit Neonlampen unter den Decken, sondern auch mit bedeutsamen Titeln lädt Dahlem seine Inszenierung auf. "Die Theorie des Himmels" nennt er sie, als setzte er sich mit dem Philosophen Kant oder dem Astrophysiker Hawkings auseinander. Seine Kunst ist jedoch nicht kopflastig, sondern bildhaft, fast kindlich und betörend.

Sie wirkt fast bescheiden mit ihren Fundstücken und dem simpel gesteckten Sternenhimmel aus Billighölzern. Dahlem liebt es, zwischen dem Eindruck des Alltäglichem und des Kulthaften zu wechseln. Das helle Licht wie die Titel laden die kapriziösen, grazilen Konstruktionen auf. "Die Ewigkeit" etwa ist eine windschiefe Bonbonniere, unter die er ein krummes Holzstück steckt, damit das Ganze wieder gerade wird.

Einige Glasschüsseln vom Trödelmarkt balancieren nun auf Spiegelglas und halten einen Flakon mit dunkelrotem Pflaumensaft in der Balance. Aus dem Überbau wächst ein zarter Busch mit goldenen Blättern wie ein kostbarer Schatz heraus. Primitive Klebespuren jedoch, mit denen das Saft-Gefäß versiegelt ist, machen etwaige romantische Gefühle beim Anblick des Ganzen zunichte.

Die Verwandlung des Profanen ins Spirituelle gelingt blitzschnell. Björn Dahlen kombiniert Elemente vom Floh- und Baumarkt. "Galaxie" leuchtet im warmen Licht einer Glühbirne wie eine Monstranz. Dann aber steckt er dünne Kiefernhölzer an die Enden und färbt sie wie eine Bastelarbeit mit Silberspray. Auf der Spitze triumphiert abermals ein Saft-Fläschchen, das von einem Lichtkegel einen überirdischen Glanz erhält.

Feinste Ironie bietet Dahlem dem Betrachter mit seinen inszenierten Wundern. Er liefert lauter Welteninseln mit Materialien vom Baustoffhandel, die im kahlen Betontunnel ins Sakrale überführt werden.

Nur: Betritt der Betrachter die weißen Inseln und schaut von oben auf die "Wunder", entlarvt er das Kunstvolle als Bastelarbeit und überführt es in die Normalität. Ganz so wie von Dahlem gewünscht.