Düseldorf Ausstellung: Merkels Puderdose wird zum Kunstwerk

Der britische Konzeptkünstler Simon Fujiwara macht aus dem Make-up der Kanzlerin leichtgewichtige Bilder.

Foto: Dirk Schewe

Düsseldorf. Simon Fujiwara (34) wurde in London als Sohn einer britischen Mutter und eines japanischen Vaters geboren. Er pendelte ein Leben lang zwischen Japan, England, Spanien und Afrika, bevor er an der Frankfurter Städelschule Kunst studierte und vor zehn Jahren in Berlin sesshaft wurde. So ein Globetrotter reflektiert die Sitten und Gebräuche seiner Wahlheimat, in diesem Fall der Bundeshauptstadt. Dort interessieren ihn vor allem zwei Themen, Angela Merkel als eine der wichtigsten Frauen der Welt und die Ökologie-Wut der Deutschen im Benutzen von Mülltrennungssystemen. Aus beidem macht er eine subversive Schau in der Kunsthalle Düsseldorf.

Vor einigen Jahren lernte er Merkels Visagistin kennen und war erpicht darauf, den rosaroten Puder zu ergattern. Es ist ein spezielles HD-Make-up, entwickelt für all die Prominenten in Berlin, die von den hoch auflösenden HD-Kameras der Fotojournalisten angepeilt werden. Als Bundeskanzlerin, die ihr Land vertritt, muss Merkel sowohl tadellos als auch natürlich aussehen. Was sich in ihrem Inneren verbirgt, geht die Öffentlichkeit nichts an. Gefragt ist die perfekte Oberfläche. Diese unsichtbare Maske interessiert den Künstler.

Nun ist Fujiwara ein Brite mit Humor, und zugleich Konzeptkünstler. Er zeigt daher nicht das Gesicht der Kanzlerin, sondern ihre Hautpigmente. Die Visagistin fabrizierte ein kleines Make-up-Bild, das er tausendfach vergrößerte, in einzelne Fragmente zerlegte und auf Leinwand übertrug. Nun wirkt das jeweilige „Gemälde“ wie pfirsichrote Wolken, die am Betrachter vorüberziehen. Man kann sie nicht greifen, sie fluten gleichsam durch den Ausstellungsraum. Wer Merkel hinter dem Ganzen sucht, wird nicht fündig. Die Bilder erscheinen wie des Kaisers neue Kleider. Das Blow-up einer Maske, mehr nicht.

Neben der Repräsentantin der „Supermacht Deutschland“, wie der Künstler sagt, interessieren ihn die Mülltrennungs-Objekte aus mittelständischen Unternehmen oder aus Privathaushalten. In diesen Recycling-Behältern wird bekanntermaßen der Abfall getrennt. Dieser akribische Fleiß der Deutschen im Sortieren von wertlosem Zeug findet er bemerkenswert.

Die Industrie bietet die kostbarsten Objekte für viele hundert Euro an, in Multi-Boxen, Sortiertaschen und formschönen Abfalleimern, die in der Regel von Hausfrauen liebevoll bestückt werden. Fujiwara streicht die Modelle, die in der Regel grau sind, mit Bronzefarbe an. Damit stilisiert er das Glücksversprechen der Deutschen an eine bessere Ökologie. Seine bepinselten Kästen wirken wie Modelle einer avantgardistischen Architektur.