Ausstellung: Unbekannte Seiten von Papa Stroux
Das Theatermuseum zeigt viele Gesichter des Intendanten.
Düsseldorf. Sie verehrten und verfluchten ihn. Nannten ihn "Papa Stroux", weinten vor Überanstrengung und lagen ihm doch zu Füßen. 17Jahre war Karl Heinz Stroux (1908 bis 1985) Chef im Schauspielhaus. Er prägte eine Generation von Darstellern wie Nicole Heesters und Walter Schmidinger, schaffte Raum für junge Regisseure wie Volker Canaris und Holk Freytag und holte Uraufführungen wie Ionescos "Nashörner" nach Düsseldorf. Am Montag wäre Stroux 100 Jahre alt geworden. Die Ausstellung "Zeitensucher. Welt- und Menschenbilder im Theater von Karl Heinz Stroux" präsentiert im Theatermuseum einen Intendanten, der immer auch Schauspieler und Regisseur war. Probenfotos zeigen es: Mit Händen redend, den Körper nach vorne gebeugt steht er mit seinen Schauspielern auf der Bühne. "Und dann hat er immer gesagt: ,Verstehste’", erklärt Anne Blankenberg. Mit Sarah Ungewitter hat sie nicht nur den Stroux-Nachlass gesichtet und die Schau konzipiert, sondern in Gesprächen mit dessen Ehefrau Eva bislang unbekannte Seiten entdeckt. Zum ersten Mal gibt es Ausschnitte aus den beiden Kinofilmen zu sehen, die Stroux nach dem Krieg gedreht hat: "Der große Mandarin" und "Begegnung mit Werther". Um ein Gefühl für diesen rund um die Uhr arbeitenden Menschen zu bekommen, haben die Ausstellungsmacherinnen einen Arbeitplatz eingerichtet: Auf dem Schreibtisch des Intendanten stapelt sich neben Zigarre und Teetasse die Korrespondenz. Jahrelang hatte er dafür gekämpft, 1970 konnte er endlich das Schauspielhaus am Gustaf-Gründgens-Platz eröffnen. Der Regisseur Stroux positionierte sich nie politisch. Ungewitter: "Seiner Meinung nach hatte Theater mit Politik nichts zu tun." Eine Haltung, die ihm in den 68ern viele Kritiker einbrachte und ihn schließlich die Verlängerung als Intendant in Düsseldorf kostete. Eine Entscheidung, die ihn sehr enttäuschte. Angefangen hatte Stroux als Schauspieler. Heimlich nahm er Unterricht, studierte auf Wunsch der Eltern Geschichte und Philosophie. "Sein großes Ziel war es aber, Dramatiker zu werden. Und das hat er nie erreicht", sagt Blankenburg. Selbstzweifel waren stets seine Wegbegleiter. So steht er erstmals nach Jahrzehnten 1981 wieder selbst auf der Bühne. In der Düsseldorfer Komödie inszenierte er und sprang für den erkrankten Hauptdarsteller O. E. Hasse ein. Ein Erfolg. Doch in einem aufmunternden Brief seines Freundes Erich Fried spiegelt sich, wie sehr er mit seinem Können sogar noch im Alter haderte.
Zur Eröffnung dieser Ausstellung, die bis zum 17. August zu sehen ist, gibt es morgen um 11Uhr eine Matinee im Schauspielhaus. Dort erinnern unter anderen Walter Schmidinger, Eva Böttcher, Nicole Heesters und Wolfgang Reinbacher an Karl Heinz Stroux. Der Eintritt ist frei.