Bildband: Nicht alle Werke gereichen der Kunststadt zur Ehre
Der Fotograf Rolf Purpar hat 800 Düsseldorfer Skulpturen dokumentiert. Eine Bestandsaufnahme der öffentlichen Kultur.
Düsseldorf. Mehr als 800 Kunstobjekte, Brunnen und Denkmäler stehen an Düsseldorfs Straßen, auf Plätzen und in Parks. Eine immens große Zahl. Die wirklich qualitätsvollen Werke, die dem Namen der Kunststadt Düsseldorf zur Ehre gereichen können, halten sich allerdings in Grenzen. Dies geht aus dem Bestandskatalog zur Kunst im öffentlichen Raum hervor, der soeben im Grupello-Verlag erschienen ist.
Der erste Bildband dieser Art, der 1996 erschien und längst vergriffen ist, nannte "nur" 494 Werke. Jetzt hat sich die Zahl fast verdoppelt. Dies liegt nicht etwa daran, dass sich die Landeshauptstadt zur Kunst-Metropole entwickelt hat, sondern an der Auswahl. Viel Nippes aus Geschäften, Kaufhäusern, Malls und privaten Vorgärten wird diesmal ungefiltert aufgenommen.
Der Fotograf Rolf Purpar wollte, wie er sagt, kein Urteil über die Werke fällen, sondern auf Vollständigkeit achten. Seit den Radschlägern ist offensichtlich die Grenze zwischen Kunst und Deko-Ware fließend. Eine strengere Auswahl hätte dem Bildband gut getan.
Das Buch enthält Kurioses und Unbekanntes. So fügte der Bildhauer Bert Gerresheim der Skulptur des Heiligen Rochus an der gleichnamigen Kirche vor sechs Jahren einen struppigen Bronze-Hund mit Baguette im Maul hinzu, um die Geschichte des Heiligen leutseliger zu machen.
Die Skulptur ist fast unbekannt. Andererseits wird die Geschichte mit dem Nagel des Günther Uecker an der Fassade der Schadowstraße wieder aufgewärmt, der längst im Garten eines Privatmanns verschwunden ist. Der Nagel hat übrigens nie die Fassade "getrennt", sondern war durch ein Metallband verbunden.
Es gibt in einer Fleißarbeit mit über 800 Künstlern natürlich auch Fehler oder Fast-Fehler. So ist der Kulturausschuss, der dem Beuys-Kopf des Künstlers Anatol die Aufstellung verweigerte, nicht "städtisch", wie Purpar schreibt, sondern ein Kontrollorgan der Stadt.
Der lesende Heine im Hof des Heine-Instituts stammt natürlich nicht vom Dichter, der Schöpfer bleibt namenlos. Die Hohlspiegellinsen von Adolf Luther in der Decke des Hauptbahnhofs sind von Reklame so zugehängt, dass man die Kunst nicht mehr sieht. Bei Purpar sieht das Spiegelobjekt noch recht propper aus. Und Fritz Schwegler heißt nicht "Schwegler von Breech", sondern er wohnt dort.
Schade, dass das Buch keine Fakten über die Künstler übermittelt, Vornamen unvollständig lässt, an Nachnamen Zusätze hinzufügt, manche Namen sogar ganz weg lässt.
Dennoch hat es seine Berechtigung. Seit Donnerstag gilt die Empfehlung von Oberbürgermeister Dirk Elbers, der die Veröffentlichung im Rathaus vorstellte: "Gehen Sie offenen Auges durch die Stadt!" Von Jörg Immendorffs Affen bis zu Christoph Pöggelers "Vater und Sohn" gebe es jede Menge erst noch zu entdeckende Kunstwerke.