Comedian: Hier verhorstet einer das ganze Leben

Horst Fyrguth bewegt sich zwischen Waldorf-Esoterik und sexueller Befreiung.

Düsseldorf. So haben wir uns Waldorf-Schüler immer vorgestellt: Kaum hat Horst Fyrguth die Bühne des Zakk betreten, da tanzt er seinem Publikum auch schon mit mild-verträumtem Lächeln seinen Namen nach den Regeln der Eurythmie vor.

Für alle, die es nicht wissen: Eurythmie ist ein Ausdruckstanz, den Waldorf-Erfinder Rudolf Steiner vor knapp 100 Jahren entwickelt hat. Bekannter sind aber die meisten anderen Klischees über Waldorf-Schulen, die Fyrguth im Laufe des Abends verhorstet.

Von Birkenstockschuhen, nordischen Vornamen, Kartoffeldruck und körperbefreiten Lehrern bis zum vorgetanzten Mathe-Abitur kalauert sich Fyrguth durch eine der scheinbar letzten Bastionen ideologischer Verbohrtheit: Als I-Dötzchen musste er damals mit einer umgebauten Omo-Tonne losziehen, weil seine Eltern Lederranzen aus Gründen des Tierschutzes ablehnten.

Von der Anthroposophie findet Fyrguth immer wieder aktuelle Anknüpfungspunkte: Raucher werden bedauert, Campingbusfahrer des Raumes verwiesen und Krankenkassen gekündigt. Und dabei überrascht der einst brave Waldorfschüler sein Publikum mit so mancher derben Pointe aus dem eigenen Leben: von der heimlichen Lektüre der Tochter-Tagebücher, der Freundin, der er einen Nasenhaarschneider schenkt, und der Rechnung vom ersten Bordellbesuch.

Mit ein bis zwei teils verhinderten Gesangsnummern und einer artistisch durchaus anspruchsvollen Diabolo-Performance lockert Fyrguth sein Standup-Programm auf. Und weil es die Premiere ist, gibt es noch einen angeblichen "Gag-Test" mit einer Liste abgeschmackter Pointen - vom Blatt abgelesen. Fyrguth kokettiert genüsslich mit der schwachen Resonanz. Selbstironie gehört immer zum Programm - auch wenn’s ums eigene Übergewicht geht.

Besser kommen türkische Geschäftsleute weg: die besten Dönerbuden, die besten Kioske und die besten italienischen Restaurants. Wie Fyrguth es allerdings schafft, seine Mutter mit einem wütenden türkischen Taxifahrer zu verbandeln, das wird hier nicht verraten.