Das 20-Millionen-Euro-Geschenk

Das Museum Kunstpalast erhält die größte Sammlung abstrakter Nachkriegs-Kunst.

Düsseldorf. Das Museum Kunstpalast ist seit Donnerstag um 1200 Werke von Beuys über Graubner und Cy Twombly bis Vostell reicher. In Zahlen ausgedrückt: Es erhält Kunst im Wert von 20 Millionen Euro.

Düsseldorf hat damit den Wettlauf um die Sammlung Kemp gewonnen, gegen die Konkurrenten Essen, Duisburg und Stuttgart. Gestern gab Kulturdezernent Hans-Georg Lohe das Ereignis im Ehrenhof bekannt: Eine der größten deutschen Privat-Kollektionen zeitgenössischer Kunst bleibt in der Landeshauptstadt.

Der Düsseldorfer Steuerberater (83) schließt mit seiner Schenkung eine Lücke im Museum. Die Stärke der Sammlung liegt im Informel, also bei der abstrakten Kunst Europas und Amerikas nach dem Krieg. Sie enthält aber auch Werke von Zero. Kemp trug systematisch zusammen, etwa 80 Werke aus 50 Schaffensjahren von K. O. Götz, dem Lehrer berühmter Maler wie Polke und Richter, 50 Werke des Gruppe-53-Gründers Gerhard Hoehme und 120 Werke von Carl Buchheister, dem Pionier der Abstraktion aus Hannover.

Die Konditionen sind günstig für Düsseldorf. Die einzige Auflage des Gönners ist es, nicht mehr als einen Museumsraum bereitzustellen. Zu diesem Zweck wird der große Kassenraum demnächst umgebaut.

Die Überlegung, einen Erweiterungsbau zu schaffen, wurde fallengelassen. Damit ist das 26-jährige Tauziehen um die Bilder, die vor Jahren schon einmal der Heinrich-Heine-Universität angeboten wurden, glücklich beendet. Die Uni hatte ihm damals nur unzureichende Bedingungen geboten.

Lohe handelte den Vertrag aus. Danach ist die Sammlung Kemp eine unselbstständige Stiftung, also eine Unterstiftung der Stiftung Museum Kunstpalast. Kemp legte darauf Wert, denn so sicherte er sich einen Platz im Beirat.

Heute wird um 19 Uhr im Ehrenhof eine Sonderschau eröffnet. Sie enthält jedoch nur einen Bruchteil dessen, was in den Depots lagert. Zu sehen ist ein Kissenbild Gotthard Graubners von 1983/84, das Kemp vor 26 Jahren für 25 200 Mark erwarb. Heute ist es mindestens das Zehnfache wert.

Als „schönstes Bild“ bezeichnet er ein Großformat von Kenneth Noland, das er 1972 kaufte, aber in seiner kleinen Wohnung nicht aufhängen konnte. „Ich bin zwei Jahre lang zu dem Bild gefahren. Danach habe ich eine größere Wohnung gemietet“, sagt er.