Video-Kunst: Bilder, die Berge versetzen

Eine großartige Schau in der Kunstsammlung im Ständehaus K21 zeigt bewegte Bilder.

Düsseldorf. Die Kunstsammlung NRW zieht im K 21 alle Register, um die Videokunst als optisches Spektakel zu präsentieren. Der Titel „Big Picture“, „Großes Bild“, will nicht nur als Maßstab für eine Übergröße genommen werden, sondern als Beweis, dass Film- und Video-Installationen etwas anderes sind als Filmaufnahmen.

Sie können den Betrachter physisch überrumpeln und im Perspektive-Wechsel körperlich in Bann schlagen.

„Kino wie noch nie“ nennt die Kuratorin Doris Krystof ihre Schau. Gleich im Entree zoomt Mark Lewis eine imposante Alpenlandschaft mit der Festung Bard im Aostatal auf 40 Quadratmetern Projektionsfläche dem Betrachter entgegen.

Er hat im Helikopter Gebirge, Burg und Schneelandschaft umkreist und zoomt sie nun heran, dreht die Motive und schraubt sie empor. Dann wieder fällt der Blick abwärts auf eine Schulklasse, die die Serpentinen abwärts rennt. Mark Lewis spielt mit den Perspektiven.

90 Video-Arbeiten besitzt die Landesgalerie, und es wird immer mehr angekauft, denn im Zeitalter von Youtube oder Facebook ist das bewegte Bild das Medium der Jugend. Eine der Pionierin ist die Irakerin Shirin Neshat, die alle vier Wände ihres Raums mit Projektionen überzieht.

Sie selbst rennt dabei im langen, schwarzen Mantel durch die Straßen von Istanbul, hopst und keucht. Diese mutige Performance-Künstlerin setzt dem herrschenden Bild einer Frau im Islam, die sich gesetzt und ruhig bewegen sollte, ihre joggende Figur im fliehenden Mantel entgegen.

Gesellschaftskritisch ist auch die zweiteilige Arbeit von Steve McQueen, die in einer Black Box und im gleißenden Licht eines weißen Raums zu sehen ist. Der Künstler stieg mit kleiner Handkamera im scheppernden Aufzug auf den Boden der tiefsten Goldmiene der Welt, um die schwitzenden, trimmenden Mienenarbeiter aufzunehmen, denen man das Fieberthermometer zum Messen ihrer Belastbarkeit in den Mund steckt.

McQueen kombiniert diese sozialkritischen, aber malerischen Szenen mit Überbelichtungen, in denen eine dunkle Silhouette ins Nirgendwo fällt. Die Szene erinnert an jenen legendären „Karibischen Sprung“, als Ureinwohner in der Hoffnung auf Freiheit über Klippen ins Meer sprangen und starben.

Traurige Aktualität gewinnt der Film von Natacha Nisic, die 2008 unweit vom japanischen Atomkraftwerk in Fukushima drehte. Langsam fällt die Autobahnbrücke in die Baumkronen einer paradiesischen Landschaft.