DC Open Drei Tipps für das Wochenende der Galerien

Düsseldorf · Das Galerie-Wochenende gilt als Auftakt der Kunsthändler zur Herbstsaison. Wir bringen eine erste Auswahl.

DC Open: Eine tonnenschwere Keramik-Skulptur von Zsófia Keresztes wird bei Philara in der Birkenstraße gezeigt.

Foto: Helga Meister

Einmal im Jahr feiern Galerien aus Köln und Düsseldorf Verbrüderung und bitten zur DC Open. An diesem Wochenende ist es wieder so weit. Wir bringen einen ersten Eindruck.

Raumzeichnungen

Haleh Redjaian schlägt Nägel in die Wand, verknüpft sie mit Fäden und erzeugt feine Linien im luftleeren Raum. Zwei Kilometer dunkelblaue, marineblaue und graublaue Fäden hat sie verarbeitet und ein leichtes Gespinst erzeugt. Julia Bünnagel ist von robusterer Natur. Sie „zeichnet“ mit der Kreissäge ins Holz und färbt die Furchen anschließend in Neon-Grün. Und Alfonso Hüppi, der begnadete Künstler und jahrzehntelanger Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, präsentiert Holzarbeiten im typischen Rosarot und Himmelblau. Seit den 60er Jahren benutzt er diese Farben, als er noch Assistent am Museum in Baden-Baden war und die ersten Holzkisten zerlegte. (Pfab, Ackerstraße 71, bis 9.11.)

Zartes und Tonnenschweres

Ebenfalls mit der Zeichnung beschäftigt sich Vanessa Conte bei Philara. Die Künstlerin aus New York liebt die Pop-Kultur, das Comic und Motive von Grosz und Dix aus den 1920er Jahren. Sie startete einst mit surrealen Motiven. Jetzt ist ihr Stil realistischer geworden. Sie untersucht, wie sich der Körper durch Sex und Gewalt verändert, wie das nackte, behaarte Männerbein in den ballon-artigen Busen stößt, wie der Fahrer den Kopf der Frau in die Mangel nimmt, wie der Tritt in den Hintern den Körper aus der Fasson bringt. Der Chef am Lenkrad knebelt die Frau. Alles wird von der Künstlerin mit Bleistift präzis konturiert, mit feinsten Höhungen überdacht und in Einzelpartien in Szene gesetzt. Die Arbeiten sind zart ausgeführt, trotz des männlichen Machtgebarens.

Parallel dazu zeigt Zsofia Keresztes aus Budapest Skulpturen von Menschen, die gleichsam digital durch den Fleischwolf gedreht wurden und nun deformiert, in diversen Rundungen als tonnenschwere Kolossalfiguren im Ausstellungsraum stehen. Sie erinnern an Brunnenfiguren von Gaudi in Barcelona, sind sie doch mit venezianischen Mosaiksteinchen geschmückt. Sie wirken extrem verfremdet, wie siamesische Zwillinge, die gekettet sind und deren Köpfe Leerstellen haben. Ein Symbol möglicherweise auf die Politik ihres Landes. (Birkenstraße 49a, bis 27.10.)

Das Multitalent

Mit Andreas Fischer zeigt die Galerie Achenbach Hagemeier ein Multitalent mit Ironie-Potential und einer tragenden Stimme für die Absurditäten des Alltags. Die Texte des Düsseldorfers kommen im Parlando daher, wirken geschwätzig und sind doch zugleich wie Pfeile, die die Welt der Politik und Wirtschaft zumindest symbolisch treffen sollen. Zu diesen literarischen und schauspielerischen Fähigkeiten kommt ein großes Bastlertalent hinzu, um die Gegenstände vom Sperrmüll oder aus dem Altwarenladen zu Parodien auf unsere merkantil bestimmte Welt zu machen.

„Begründungs-Bingo“ ist ein Dialog zwischen Plastikeimer und Plastikgießkanne, die von einer Lichtdusche beleuchtet wird. Während die Teile rütteln und schütteln, erklärt Fischers Stimme: „Wichtig ist nur, was am Ende dabei rauskommt. Was ist denn dann noch wichtig. Ja, was am Ende dabei rauskommt.“

Ein ausnahmsweise schweigendes Metallobjekt (“Aff“) steht auf dem Boden, eine Mischung aus Gürteltier, Amphibien-Fahrzeug oder Einmann-Torpedo mit Schiffsschraube, die sich in die verkehrte Richtung dreht. Das Ding taugt also nicht als Rettungsfahrzeug. Ein Wimpel erklärt, dass die Not der ultimative Affe sei.

In »Richter« hängt ein Bürostuhl kopfüber von der Decke, während ein Handstaubsauger mit dem „Rüssel“ schnorchelt. Dazu quasselt eine Stimme: „der Aufrechte, der Aufgerichtete, der aufrechte Gang, aufgerecht, die gerichtete Sicht der Gerechten, der gerechte Gang der Weitsicht:“ Dazu baumelt ein Teesieb wie eine Mini-Taucherglocke.

Eine olle Deckenlampe mit geriffelten, gläsernen Kugeln steht auf dem Boden. Sie wird umkreist von einem dünnen Draht an einem Dreh-Arm. Der schlägt beim Rotieren an die Gläser. Mehr nicht. Und plötzlich hat das ausrangierte Ding eine ganz sachte Poesie. (Kennedydamm 1, bis Ende Oktober)

Info: Galerien in Flingern und Innenstadt sowie Privatinstitute öffnen Samstag 12 bis 20 Uhr und Sonntag 12 bis 18 Uhr.