Der neue Mann für den Film
Der neue Leiter Bernd Desinger plant zusammen mit Hollywood ein Projekt von der Eiszeitmalerei bis zum Film.
Düsseldorf. 80 Tage ist Bernd Desinger nun im Amt als neuer Leiter des Filmmuseums an der Schulstraße. Wenn der Kämmerer mitspielt, geht dort demnächst der Film ab. An Film-Gespräche mit Prominenten und vor allem an sensationelle Ausstellungen ist gedacht. Der Kenner, der in Hollywood das Goethe-Institut zu einer Medienhochburg entwickelt hat, will dies auch in Düsseldorf mit dem Museum erreichen.
Der Umbau beginnt im Eingang. Desinger will die viel zu große Holztheke durch eine kleine Kasse ersetzen. Dadurch gewinnt er Raum für eine Kaffeehaus-Atmosphäre, die im Sommer auch auf die Freifläche vor der Eingangstür ausgedehnt wird. "Der Besucher soll sich in unserem Haus wie in einem zweiten Heim fühlen", sagte Desinger am Montag bei der Präsentation seiner Pläne.
Ab sofort erhält das Museum mehr Raum nebenan, in einer ehemaligen Galerie. FX will Desinger das neue Domizil nennen. Dies ist ein Begriff aus der Filmindustrie, die Abkürzung für Filmeffekte. Die schönen Räume mit Depot und kleiner Küche sind von draußen einsehbar. Sie werden für das pädagogische Programm hergerichtet. Hier sind Seminare für Lehrer, Filmpädagogen oder Studenten geplant. An Tische, Stühle und Video-Geräte ist gedacht.
Am 28.November findet die erste Sitzung zur Nominierung des nächsten Helmut-Käutner-Preisträgers statt. In der Jury sitzen ab sofort zwei internationale Koryphäen, der berühmte Regisseur Tom Tykwer und der Produzent Max Wiedemann, der 2006 mit Florian Henckel den Oscar-gekrönten Film "Das Leben der Anderen" produziert hatte.
In den nächsten Tagen fliegt Desinger nach Polen. Sein Coup: "Wir zeigen Ende März 2010 Leben und Werk von Roman Polanski, einem der bedeutendsten Regisseure unserer Zeit". Geplant ist eine Co-Produktion mit der Filmhochschule in Lodz sowie dem Polnischen Institut.
Der nächste Höhepunkt ist eine "Archäologie" des Kinos in Kooperation mit der Film-Akademie in Hollywood. Hier will Desinger der Geschichte des bewegten Bildes durch viele Jahrtausende und Kulturen nachspüren. Die "Geburt des Films", so der Titel, soll einen bisher nie gezeigten historischen Bogen von der Eiszeitmalerei mit der Darstellung galoppierender Wildpferde über die Kunst Altägyptens und des Mittelalters bis zum frühen Kino schlagen.
In der Literatur vergangener Jahrhunderte gebe es Szenen, die langen Kamerafahrten gleichen, sagt der Filmexperte Desinger. "Der Film war in den Köpfen schon geboren, bevor er auf die Leinwand kam." Die Schau beginnt Ende 2010 in Düsseldorf und geht dann nach Los Angeles.
Der nächste große Schritt ist der Umbau des Hauses ab 2011.